Roche wächst dank neuer Medikamente – China bremst Diagnostik

Frankfurt (Reuters) – Der Schweizer Pharmakonzern Roche bleibt auf Wachstumskurs.

Das Basler Unternehmen legte im ersten Halbjahr dank hoher Nachfrage nach neueren Medikamenten zu, auch wenn die Diagnostiksparte – belastet durch Reformen in China – schwächelte. Der Umsatz kletterte um vier Prozent auf knapp 31 Milliarden Franken (33 Milliarden Euro), wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Gegenwind kam vom stärkeren Franken: Währungsbereinigt lag das Plus bei sieben Prozent. Der operative Kerngewinn erhöhte sich binnen Jahresfrist um sechs Prozent auf gut zwölf Milliarden Franken und übertraf damit die Analystenerwartungen.

Neuere Arzneien wie das Augenmittel Vabysmo und die Krebsmedikamente Polivy und Phesgo trugen erneut maßgeblich zum Wachstum bei. “Roche setzte die starke Dynamik auch im zweiten Quartal 2025 fort und profitierte dabei vom deutlichen Quartalswachstum der Pharmasparte”, sagte Konzernchef Thomas Schinecker.

Die Diagnostiksparte leidet dagegen unter der Preisreform im chinesischen Gesundheitswesen. Dort sank der Umsatz um gut drei Prozent. Schinecker zufolge handelt es sich dabei um ein branchenweites Problem. Die Talsohle soll noch in diesem Jahr durchschritten werden, um dann auf den Wachstumspfad zurückzukehren. Neue Produkte wie ein Bluttest zur Alzheimer-Früherkennung sollen hier für Schub sorgen.

ROCHE WILL US-ZÖLLE MIT PREISSENKUNG ABWENDEN

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bleibt die US-Handelspolitik. Schinecker hatte bereits zum ersten Quartal erklärt, Roche spreche mit der US-Regierung über Ausnahmeregelungen bei potenziellen Einfuhrzöllen. Der Konzernchef sagte nun, Roche habe der Regierung vorgeschlagen, die Medikamentenpreise durch eine Direktversorgung der Patienten ohne Zwischenhändler zu senken. Zuvor hatten bereits Bristol Myers Squibb und Pfizer angekündigt, ihren Blockbuster-Blutverdünner Eliquis auf diesem Weg mit einem Rabatt zu verkaufen.

US-Präsident Donald Trump hatte die Pharmakonzerne im Mai per Dekret angewiesen, die Medikamentenpreise zu senken. “Wenn die USA die Preise um 50 Prozent senken wollen, ist das sehr einfach: Wir gehen den direkten Weg”, sagte Schinecker. Ein solches Modell sei für sämtliche Roche-Medikamente umsetzbar. In der aktuellen Preisstruktur in den USA gingen mehr als die Hälfte der Erträge an sogenannte Pharmacy Benefit Manager, die als eine Art Zwischenhändler auftreten.

Zugleich verwies Schinecker auf die Investitionen des Unternehmens in den USA. Erst im April hatte Roche angekündigt, 50 Milliarden Dollar in den Ausbau seiner Präsenz zu stecken. “Wir hoffen, dass die US-Regierung angesichts all der Investitionen, die wir und andere Unternehmen tätigen, auch erkennt, dass die Unternehmen die in den USA benötigten Medikamente künftig auch dort produzieren wollen.”

Bislang sind Arzneimittel von den neuen US-Zöllen ausgenommen. Trump hat jedoch wiederholt mit Abgaben auf Pharmaimporte gedroht, um die Produktion ins Land zu holen. Auswirkungen möglicher Zölle hat Roche bereits in seiner Jahresprognose berücksichtigt. Diese bekräftigte der Konzern. Für das Gesamtjahr 2025 stellt Schinecker weiter ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Der Kerngewinn je Aktie soll im hohen einstelligen Bereich zulegen. Im ersten Halbjahr verzeichnete Roche hier ein Plus von zwölf Prozent.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser und Thomas Seythal)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL6N06E-VIEWIMAGE