DSW – Mögliche Ceconomy-Offerte von JD.com scheint nicht schlecht

Düsseldorf (Reuters) – Das mögliche Übernahmeangebot des chinesischen Tech-Riesen JD.com für Ceconomy erscheint der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf den ersten Blick als akzeptabel.

“Mit Blick auf den Kursverlauf seit Beginn des Jahres ist das Angebot nicht so schlecht”, sagte DSW-Geschäftsführerin Christiane Hölz am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Für Aktionäre, die vor längerer Zeit bei dem Mutterkonzern von MediaMarkt und Saturn eingestiegen seien, sehe dies indes anders aus. Auch sei es unklar, ob die Offerte die zukünftige Entwicklung des Unternehmens ausreichend berücksichtige.

Ceconomy hatte am Donnerstag erklärt, es gebe fortgeschrittene Verhandlungen mit dem chinesischen Online-Riesen JD.com über ein mögliches Übernahmeangebot. JD.com ziehe dabei in Erwägung, den Ceconomy-Aktionären je 4,60 Euro für ihre Stammaktien zu bieten. Die Anteilsscheine notierten am Vormittag bei 4,19 Euro.

Für das weitere Schicksal der Holding komme es auf das Verhalten ihrer Großaktionäre an, sagte Hölz weiter. Die Gründerfamilie von MediaMarkt und Saturn, Kellerhals, hält über ihr Finanz-Vehikel Convergenta knapp 30 Prozent der Ceconomy-Anteile und ist damit mit Abstand größter Einzelaktionär. Jürgen Kellerhals sitzt als ihr Vertreter im Ceconomy-Aufsichtsrat. Zweitgrößter Einzelaktionär mit einem Anteil von 16,7 Prozent ist die Duisburger Familienholding Haniel. 36,3 Prozent der Ceconomy-Anteile befinden sich der Holding zufolge im Streubesitz. Beide hatten sich nicht zum Vorgehen des chinesischen Tech-Giganten äußern wollen.

Hölz zufolge hatte JD.com 2023 schon einmal bei der Düsseldorfer Holding angeklopft – dies blieb aber ohne greifbare Ergebnisse. Convergenta hatte sich damals laut einem Insider nicht von den Anteilen trennen wollen. Nun komme es darauf an, ob sich JD.com mit den Großaktionären verständigen könne, sagte Hölz.

Ceconomy blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Die Holding war 2017 unabhängig geworden, der damalige Metro-Konzern wurde aufgespalten. Damals startete die Firma mit einem Kurs von 9,32 Euro je Aktie an die Börse – deutlich über dem aktuellen Wert. Dabei hatte Ceconomy viel versprochen. “Das Beste kommt erst noch – für unsere Kunden und Aktionäre”, sagte der damalige Chef Pieter Haas 2017. Doch es folgten Pleiten, Pech und Pannen sowie zahlreiche Management- und Strategiewechsel. Unter seinem 2021 angetretenen Chef Karsten Wildberger war das Unternehmen aber wieder auf Kurs gekommen. Er setzte bei MediaMarkt und Saturn auf eine stärkere Verschränkung von Online- und Filialgeschäft sowie einen Ausbau von Service-Angeboten. Zudem hatte er die komplexen Logistikketten der Elektronikhändler gestrafft und strikt auf die Kosten geachtet. Doch im April wechselte Wildberger ins Kabinett von Bundeskanzler Friedrich Merz.

“Das Unternehmen befindet sich auf einem guten Weg”, sagte Hölz. Es habe auch die Aktionäre wieder auf seinem Weg mitgenommen und seine Glaubwürdigkeit wiederhergestellt. Ceconomy habe die Transformation bewältigt und sei auf Kurs. Auch deshalb sei unklar, ob die JD.com-Offerte das Potential Ceconomys voll berücksichtige.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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