New York (Reuters) – Der US-Pharmakonzern Merck & Co hat angesichts der anhaltend schwachen Nachfrage nach seinem HPV-Impfstoff Gardasil in China ein milliardenschweres Sparprogramm angekündigt.
Das Unternehmen will bis Ende 2027 jährliche Einsparungen von drei Milliarden Dollar erzielen, wie Merck & Co am Dienstag mitteilte. Die Maßnahmen umfassen den Abbau von Stellen in Verwaltung, Vertrieb und Forschung und Anpassungen bei der Immobilienpräsenz und dem Produktionsnetzwerk. Mit den Schritten sollen “Investitionen und Ressourcen aus reiferen Geschäftsbereichen in unsere aufstrebenden neuen Wachstumstreiber umgelenkt werden”, sagte Konzernchef Rob Davis.
Im zweiten Quartal sank der Umsatz von Merck & Co auf 15,8 Milliarden Dollar von 16,1 Milliarden vor Jahresfrist und verfehlte damit leicht die Analystenerwartungen. Der Gewinn fiel auf 5,4 Milliarden Dollar oder 2,13 Dollar je Aktie von 5,8 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Damit übertraf der Konzern allerdings die Analystenerwartungen. Grund waren geringere Kosten für Forschung und Entwicklung als erwartet. Für das Gesamtjahr grenzte Merck & Co seine Umsatzprognose auf eine Spanne von 64,3 bis 65,3 Milliarden Dollar ein. Zuvor hatte der Konzern 64,1 bis 65,6 Milliarden in Aussicht gestellt. Der Gewinn je Aktie soll nun zwischen 8,87 und 8,97 Dollar liegen statt bei 8,82 bis 8,97 Dollar.
Besonders belastend wirkte sich weiter das Geschäft mit dem HPV-Impfstoff Gardasil aus. Dessen Umsatz brach um 55 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar ein und blieb damit deutlich unter den bereits niedrigen Erwartungen der Wall Street. Merck hatte die Lieferungen von Gardasil nach China im Januar ausgesetzt. Der Rückgang sei hauptsächlich auf China zurückzuführen, aber auch eine geringere Nachfrage in Japan habe die Verkäufe belastet, erklärte das Unternehmen. Humane Papillomaviren (HPV) können Krebs auslösen.
Der Verkaufsschlager des Konzerns, die Krebsimmuntherapie Keytruda, entwickelte sich hingegen weiter stark. Ihr Umsatz stieg um neun Prozent auf knapp acht Milliarden Dollar und übertraf damit die Prognosen. Anleger blicken jedoch mit Sorge auf das Ende des Jahrzehnts, wenn der Patentschutz für Keytruda ausläuft. Der Konzern steht unter Druck, neue Umsatzquellen zu erschließen. Anfang Juli hatte Merck die Übernahme der britischen Verona Pharma für zehn Milliarden Dollar angekündigt. Sie wäre Mercks größter Deal seit der Übernahme von Prometheus Biosciences für 10,8 Milliarden Dollar im Jahr 2023.
(Bericht von Michael Erman, geschrieben von Patricia Weiß. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)