Philips atmet auf – Geringere Zoll-Last sorgt für Optimismus

Danzig (Reuters) -Die Einigung im Handelsstreit zwischen der EU und den USA gibt dem Medizintechnikkonzern Philips Auftrieb. Das niederländische Unternehmen senkte am Dienstag seine Prognose für die Belastungen durch Zölle und hob im Gegenzug sein Renditeziel für dieses Jahr an. Philips rechnet nun mit Belastungen von 150 bis 200 Millionen Euro, wie der Konzern mitteilte. Zuvor war das Management noch von 250 bis 300 Millionen ausgegangen. Infolgedessen hob Philips seine Prognose für die operative Umsatzrendite (Ebita-Marge) auf 11,3 bis 11,8 Prozent von bislang 10,8 bis 11,3 Prozent an. An dem Ziel, den Umsatz auf vergleichbarer Basis um ein bis drei Prozent zu steigern, hielt der Vorstand fest.

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hatte mit Zöllen von 30 Prozent auf die meisten Waren aus der EU gedroht, sich mit der EU am Sonntag jedoch auf einen Satz von 15 Prozent geeinigt. Philips-Aktien legten an der Börse um mehr als zehn Prozent zu und waren der stärkste Wert im europäischen Leitindex Stoxx 600.

Im zweiten Quartal übertraf Philips die Erwartungen der Analysten. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) stieg um neun Prozent auf 540 Millionen Euro. Die entsprechende Marge verbesserte sich auf 12,4 Prozent von 11,1 Prozent im Vorjahr. Analysten hatten lediglich mit einer Marge von 9,9 Prozent gerechnet. Der Umsatz erhöhte sich auf vergleichbarer Basis um ein Prozent auf 4,34 Milliarden Euro und lag damit im Rahmen der Erwartungen. Konzernchef Roy Jakobs erklärte, Philips habe vor allem von Innovationen wie seinen durch Künstliche Intelligenz gestützten Diagnosesystemen profitiert. “Wir haben unsere Margen durch Innovation und Produktivität verbessert”, sagte er.

Nach Einschätzung von Jakobs schafft die Handelsvereinbarung zwischen den USA und der EU Klarheit. Philips werde sich jedoch weiterhin um Ausnahmen von Zöllen für den Gesundheitssektor bemühen, sowohl in den USA als auch in China. Die chinesische Regierung hatte jüngst als Reaktion auf EU-Maßnahmen Beschränkungen für den Kauf von Medizintechnik aus der EU angekündigt. Dies sei für Philips jedoch nicht von großer Bedeutung, da das Unternehmen 90 Prozent der in China verkauften Produkte auch dort herstelle, sagte Jakobs.

Ein zentrales Thema für den Konzern bleibt die Aufarbeitung des Rückrufs von Millionen Beatmungsgeräten im Jahr 2021. Das Geschäft mit Schlaf- und Beatmungsgeräten macht nur noch etwa die Hälfte seines Niveaus von vor der Pandemie aus. Im April hatte sich Philips in den USA auf einen Vergleich in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar zur Beilegung von Klagen wegen Personenschäden geeinigt. Jakobs sagte, das Unternehmen arbeite daran, seine Marktposition wiederzuerlangen. “Wir haben eine starke Dynamik bei den Masken”, betonte der Manager.

Für die Zeit nach 2025 rechnet Finanzchefin Charlotte Hanneman mit einem Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und Margen im mittleren Zehnerbereich. Zudem teilte Philips mit, einen langfristigen Vertrag mit dem indonesischen Gesundheitsministerium über die Lieferung seines bildgeführten Therapiesystems Azurion geschlossen zu haben. Das Unternehmen erwartet daraus mit der Zeit einen beträchtlichen Umsatzbeitrag.

(Bericht von Alessandro Parodi, geschrieben von Patricia Weiß, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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