Wien (Reuters) – Ein Rechtsstreit in Russland hat die Raiffeisen Bank International (RBI) im zweiten Quartal in die roten Zahlen gedrückt.
Für den Gesamtkonzern inklusive Russland fiel ein Nettoverlust von 557 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 661 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Quartalsbericht hervorgeht. Die Belastung hatte sich abgezeichnet: In der Vorwoche hatte die Bank bereits angekündigt, früher erwartete Erlöse aus einem Rechtsstreit mit der russischen Firma Rasperia von 1,2 Milliarden Euro gewinnmindernd auszubuchen.
Hintergrund des Rechtsstreits ist eine Klage der früher dem Oligarchen Oleg Deripaska zugeordneten Investmentfirma Rasperia. Sie hatte die russische RBI-Tochter im Streit um eine wegen westlicher Sanktionen eingefrorene Beteiligung am Baukonzern Strabag verklagt. Die RBI unterlag in dem Verfahren und wurde zu einer Zahlung von rund zwei Milliarden Euro verurteilt. In der Bilanz 2024 wurden dafür lediglich Rückstellungen von 840 Millionen Euro gebildet. Inzwischen gelangte die Bank zur Ansicht, dass diese Bilanzierung nicht den IFRS-Bilanzregeln entspricht.
Gegen die Zahlung will die RBI mit einer Gegenklage vorgehen und sich so einen Teil des Geldes über die österreichischen Vermögenswerte von Rasperia sichern. Dabei geht es um den Anteil von 24,1 Prozent an der Strabag. Die Einreichung der Klage beim Handelsgericht in Wien verzögert sich jedoch. Ursprünglich war dies bis Ende Juni geplant. Die RBI sieht dafür nach wie vor eine “starke rechtliche Grundlage”.
WEITERER ABBAU DES RUSSLAND-GESCHÄFTS
Die RBI ist vor der italienischen Großbank UniCredit und der ungarischen OTP die größte westliche Bank in Russland. Das Institut steht unter erheblichem Druck von Aufsehern, insbesondere der Europäischen Zentralbank (EZB), sein Russland-Geschäft zurückzufahren. Die Bank hat ihr Kredit- und Einlagengeschäft dort bereits deutlich reduziert und liegt damit eigenen Angaben zufolge über dem vereinbarten Zeitplan. Ein möglicher Verkauf der russischen Tochterbank wird durch ein russischen Gericht blockiert.
Die russische Tochter erwirtschaftet nach wie vor hohe Zinserträge. Grund dafür seien die hohen Zinsen – die zuletzt leicht auf 18 Prozent von zuvor 20 Prozent gesenkt wurden – die die Bank für ihre Einlagen bei der russischen Zentralbank erhält. Gleichzeitig zahlt die Raiffeisen Bank Russland ihren Kunden keine Zinsen – beides stärkt den Zinsüberschuss.
Im für den Kapitalmarkt maßgeblichen Geschäft ohne Russland erzielte die RBI im zweiten Quartal jedoch einen deutliches Gewinnplus. Das Konzernergebnis stieg um 29,2 Prozent auf 307 Millionen Euro. Die Bank liegt damit über den Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Nettoergebnis von 269 Millionen Euro gerechnet hatten.
Der Zinsüberschuss blieb mit 1,03 Milliarden Euro stabil, während der Provisionsüberschuss um 8,9 Prozent auf 502 Millionen Euro zulegte. Die harte Kernkapitalquote (CET1) stieg auf 15,7 Prozent von 15,1 Prozent Ende 2024. An ihrem Ausblick für das Gesamtjahr hält die RBI fest, senkte jedoch die Prognose für die Risikokosten.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)