Vulkanausbruch nach Erdbeben in Russland – Tsunami-Warnungen herabgestuft

(Reuters) – Nach dem schweren Erdbeben vor Kamtschatka und meterhohen Tsunami-Wellen ist der Vulkan Kljutschewskoi auf der russischen Halbinsel ausgebrochen.

“An der Westflanke fließt glühend heiße Lava herab. Über dem Vulkan ist ein starkes Leuchten zu sehen, begleitet von Explosionen”, teilte der Geophysikalische Dienst der Russischen Akademie der Wissenschaften am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Der Kljutschewskoi ist der aktivste Vulkan auf Kamtschatka und zugleich einer der höchsten der Welt. Nach Angaben des russischen Präsidialamtssprechers Dmitri Peskow sind infolge des Erdbebens keine Menschen ums Leben gekommen.

Für die gesamte Pazifikregion von Japan über den US-Bundesstaat Hawaii, die Westküste der USA bis nach Chile wurden zudem Tsunami-Warnungen ausgegeben, die später jedoch größtenteils wieder herabgestuft wurden. Die Behörden in Französisch-Polynesien warnten die Bewohner der abgelegenen Marquesas-Inseln jedoch weiterhin vor bis zu 2,5 Meter hohen Wellen.

BIS ZU FÜNF METER HOHE TSUNAMI-WELLEN

Vorausgegangen war ein Erdbeben der Stärke 8,8 vor Kamtschatka. In der abgelegenen Region im Osten Russlands wurden mehrere Menschen verletzt und Gebäude beschädigt. Auf Hawaii verlief der Tsunami offenbar glimpflich, der Evakuierungsbefehl für die zum Archipel gehörende Insel Oahu wurde wieder aufgehoben. Im US-Bundesstaat Kalifornien wurden bei Crescent City Tsunami-Wellen von etwa einem Meter beobachtet. Auf den zu Russland gehörenden Kurilen-Inseln trafen Tsunami-Wellen von bis zu fünf Metern Höhe auf die Küste und überfluteten einen Hafen sowie eine Fischfabrik. Schiffe seien von ihren Liegeplätzen gerissen worden, teilten die Behörden mit.

Mehr als drei Meter hohe Tsunami-Wellen seien in der Nähe der Stadt Sewero-Kurilsk im Fernen Osten Russlands angekommen, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf Rettungsdienste. Die stärkste Welle sei fünf Meter hoch gewesen. “Das heutige Erdbeben war schwer und das stärkste seit Jahrzehnten”, sagte der Gouverneur von Kamtschatka, Wladimir Solodow, auf Telegram. Russische Wissenschaftler erklärten, es sei das stärkste Beben in der Region seit 1952. Der US-Erdbebenwarte USGS zufolge ereignete es sich in einer geringen Tiefe von 19,3 Kilometern, das Epizentrum lag 119 Kilometer östlich von Petropawlowsk-Kamtschatski, einer Stadt mit 165.000 Einwohnern. Es habe mehrere Nachbeben mit einer Stärke von bis zu 6,9 gegeben. Nach ersten russischen Angaben wurden Gebäude beschädigt und mehrere Menschen verletzt.

Ein Einwohner der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski schilderte, das Beben habe mehrere Minuten gedauert. Kamtschatka und die russische Region Ferner Osten liegen am Pazifischen Feuerring, einer geologisch aktiven Region, in der es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt. Deren Folge können Tsunamis sein; bereits Wellen von ein bis drei Meter Höhe können für von ihnen mitgerissene Menschen tödlich sein.

KEINE BERICHTE ÜBER GRÖSSERE SCHÄDEN AUF HAWAII

Auf Hawaii wurden die Küstenbewohner zwischenzeitlich aufgerufen, sich auf höher gelegene Grundstücke oder mindestens in den vierten Stock von Gebäuden zu begeben. Die US-Küstenwache ordnete an, dass die Schiffe die Häfen verlassen, als sich der Tsunami näherte. Hawaiis Gouverneur Josh Green erklärte, es seien keine folgenschweren Tsunami-Wellen aufgetreten. Allerdings seien alle Flüge von und nach Maui gestrichen worden. Auch alle Handelshäfen auf Hawaii wurden geschlossen. Später teilte der Katastrophenschutz mit, es gebe keine größeren Schäden, und die Häfen würden bald wieder geöffnet.

In Japan wurden drei Tsunami-Wellen registriert, die größte davon mit einer Höhe von 1,3 Metern. In Küstenstädten entlang der japanischen Pazifikküste ertönte Tsunami-Alarm, und für Zehntausende Menschen wurden Evakuierungsanordnungen erteilt. Arbeiter räumten das havarierte Atomkraftwerk Fukushima, teilte der Betreiber Tepco mit. Dort war es 2011 nach einem verheerenden Tsunami infolge eines Erdbebens der Stärke 9,0 zu einer Kernschmelze im AKW und einer radioaktiven Katastrophe gekommen. Für weite Teile der Küste wurde die Tsunami-Warnung inzwischen wieder heruntergestuft. Kabinettschef Yoshimasa Hayashi sagte, es seien bislang keine Verletzten oder Schäden gemeldet worden, und es habe in keinem AKW Unregelmäßigkeiten gegeben.

(Reuters-Bericht, Anusha Shah Nilutpal Timsina, Mrinmay Dey, Shivani Tanna, Gursimran Kaur, Lidia Kelly, Satoshi Sugiyama, Chang-Ran Kim, John Geddie, Nur-Azna Sanusi, Steve Gorman; bearbeitet von Philipp Krach und Sabine Ehrhardt.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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