Trumps Zölle kosten BMW Gewinn – Prognose dennoch bestätigt

Berlin (Reuters) – BMW hält trotz eines Gewinneinbruchs um ein Drittel an seiner Prognose fest.

Anders als Mercedes-Benz und Porsche sehen sich die Münchner nach sechs Monaten immer noch auf Kurs. Das Geschäftsmodell von BMW sei intakt, sagte Finanzchef Walter Mertl am Donnerstag bei der Vorlage der Geschäftszahlen zum zweiten Quartal. “Unser Footprint in den USA hilft uns dabei, die Zollauswirkungen zu begrenzen.” Der Gewinn sackte im Frühjahr um rund ein Drittel ab, unter anderem wegen Belastungen durch Zölle in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro. Bei den Premium-Konkurrenten Mercedes und Porsche waren die Gewinne noch stärker eingebrochen.

BMW-Chef Oliver Zipse sagte, sein Unternehmen begrüße die Einigung zwischen Trump und der Europäischen Union, die Zollsätze auf beiden Seiten des Atlantiks zu senken. Jetzt gelte es, die verabredeten Schritte zügig zu implementieren. Mögliche Verhandlungen über einen Mechanismus, bei dem Importe und Exporte miteinander verrechnet würden, könne sein Unternehmen nun direkt mit den USA führen. “Es ist unwahrscheinlich, dass es in einen großen Deal gepackt werden kann.” Auch Volkswagen-Chef Oliver Blume und Mercedes-Chef Ola Källenius hatten zuletzt ihre Hoffnung auf einen eigenen Auto-Deal begraben.

Für BMW spielen die US-Einfuhrzölle eine geringere Rolle als für die Volkswagen-Töchter Audi und Porsche, die bei ihrem US-Geschäft vollständig auf Importe angewiesen sind, und für den Erzrivalen Mercedes, der unter dem Strich rund 60.000 Autos in die USA einführt. BMW betreibt sein weltweit größtes Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat Carolina. Unter dem Strich rollen dort in etwa so viele Autos vom Band wie insgesamt in den USA verkauft werden – BMW exportiert SUV-Modelle nach Europa und Limousinen in die USA. Zipse sagte, nach der von Trump und von der Leyen vereinbarten wechselseitigen Zollsenkung sei die Belastung kaum höher als vor Ausbruch des Handelskonfliktes. “Die Zolldebatte wird überhöht”, sagte er.

ZOLLKOSTEN VON RUND 1,8 MILLIARDEN EURO IM GESAMTJAHR

Dennoch gehen die Zölle nicht spurlos an den Münchnern vorüber. Bislang gilt für Autoimporte aus Mexiko, wo BMW den 3er auch für den US-Markt baut, der erhöhte Zollsatz von 27,5 Prozent. Trump verhängte überdies Zölle von 50 Prozent auf Stahl und Aluminium, dazu kommen die Strafzölle der Europäischen Union auf Elektroautos aus China, von denen der elektrische Mini aus dem Hause BMW betroffen ist. Finanzchef Mertl bezifferte allein im Frühjahrsquartal die Zollkosten auf zwei Prozent des Umsatzes. Bei Erlösen im Autogeschäft von 29,5 Milliarden Euro im Frühjahr errechnen sich daraus Zollbelastungen von ungefähr 550 Millionen Euro; für das erste Halbjahr sind es 1,5 Prozent des Umsatzes oder rund 880 Millionen Euro. Im Gesamtjahr dürfte die Gewinnmarge um 1,25 Prozentpunkte geringer ausfallen als ohne die Zusatzbelastungen durch die unterschiedlichen Zölle, sagten die Münchner voraus.

Die für BMW wichtige Gewinnmarge im Autogeschäft lag im Frühjahrsquartal bei 5,4 Prozent und damit drei Prozentpunkte niedriger als vor Jahresfrist. Sie liegt damit aber in der Spanne von fünf bis sieben Prozent, die die Münchner für das laufende Jahr vorhersagen. Der Umsatz ging im zweiten Quartal um 8,2 Prozent zurück auf 33,9 Milliarden Euro, der Nettogewinn sank um 32 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro.

Bei Analysten kam es gut an, dass BMW an seiner Prognose festhielt. Das Vorgehen von BMW gehöre zum besten Ansatz in der Branche, schrieb Stephen Reitman, Experte bei der Investmentbank Bernstein. Bemerkenswert sei, dass BMW bereits zu Beginn der Zoll-Diskussion als einziger deutscher Autohersteller auf die Auswirkungen der Zölle hingewiesen habe, sagte Pal Skirta, Analyst beim Bankhaus Metzler. Er lobte “diese Transparenz, kombiniert mit einer aus meiner Sicht strukturell robusteren Strategie”, die BMW eine starke Position im Wettbewerbsumfeld verschaffen dürfte.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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