Tokio (Reuters) – Nach dem japanisch-amerikanischen Handelsdeal hält die Notenbank in Tokio den Leitzins konstant und die Tür für eine Erhöhung im laufenden Jahr offen.
Die Bank of Japan (BoJ) beließ den Schlüsselsatz am Donnerstag bei 0,50 Prozent. Zentralbankchef Kazuo Ueda stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht, sollten sich die Konjunktur und die Inflation wie erwartet entwickeln. Er betonte, der Handelsdeal mit den USA verringere die Unsicherheit mit Blick auf den Wirtschaftsausblick. In dem Fernostland mit einer lange Zeit durch fallende Preise gebremsten Volkswirtschaft sieht die BoJ nun die Risiken für den Inflationsausblick als weitgehend ausgewogen an. Zugleich wurde die Prognose für die Teuerung im laufenden Fiskaljahr deutlich nach oben revidiert. Experten sehen dies als Hinweis, dass eine Zinserhöhung näher rücken könnte, womöglich bereits im Oktober.
Ziel der Währungshüter ist es, das Inflationsziel von 2,0 Prozent nachhaltig und stabil zu erreichen. Sie erwarten für die dafür herangezogene Kerninflationsrate in dem seit April laufenden Fiskaljahr einen Wert von 2,7 Prozent. Vor drei Monaten hatten sie nur 2,2 Prozent veranschlagt: “Die angehobene Inflationsprognose deutet auf eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung hin, weshalb der Yen etwas anzieht”, sagte David Chao von der Investmentgesellschaft Invesco in Singapur.
“WEITERER ZINSSCHRITT WÄRE DURCHAUS ANGEZEIGT”
Er hält es für möglich, dass es bereits im Oktober eine Zinserhöhung geben wird. Dies schätzt auch LBBW-Experte Matthias Krieger ähnlich ein. Er verweist darauf, dass die Inflationsrate mit zuletzt über drei Prozent deutlich über dem Zielwert der BoJ liege, und der Yen tendenziell noch immer zur Schwäche neige: “Ein weiterer Zinsschritt nach oben wäre also durchaus angezeigt”, meint der Senior Economist von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Die BoJ hat die Zinsen zuletzt im Januar erhöht. Angesichts der Unsicherheit mit Blick auf den Handelskonflikt mit den USA wechselte sie danach in einen Wartemodus. BoJ-Chef Ueda betonte, dass die Unsicherheit über die Höhe der Zölle mit der Handelsübereinkunft zwar nachgelassen habe: “Doch die Auswirkungen deutlich hoher US-Zölle auf die Wirtschaft sind noch immer unklar. Ich glaube nicht, dass sich der Nebel sofort lichten wird.” Die Übereinkunft mit den Vereinigten Staaten sieht Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Importe aus Japan vor. Dies soll auch für japanische Autos – ein Exportschlager – gelten, für die bislang 25 Prozent Zoll fällig wurden.
(Bericht von Leika Kihara, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)