Taipeh (Reuters) – Taiwans Wirtschaft ist im zweiten Quartal angesichts der starken Nachfrage nach Tech-Produkten und Vorzieheffekten wegen drohender US-Zölle so stark gewachsen wie seit vier Jahren nicht mehr.
Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni um 7,96 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie die Statistikbehörde am Donnerstag in Taipeh mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten nur mit einem Plus von 5,7 Prozent gerechnet. Im ersten Quartal lag die Wachstumsrate noch bei 5,48 Prozent.
Die Statistiker begründeten das starke Wachstum mit einer hohen Nachfrage nach Anwendungen für Künstliche Intelligenz (KI) und neuen Technologien. Zudem hätten die Kunden angesichts der drohenden US-Zölle ihre Lagerbestände vorsorglich aufgestockt. Taiwan ist ein zentraler Knotenpunkt in der globalen Technologie-Lieferkette für Konzerne wie Nvidia und Heimat des weltgrößten Chip-Auftragsfertigers TSMC. Dessen Halbleiter sind für KI-Anwendungen von großer Bedeutung. TSMC hatte zuletzt zwar einen Rekordgewinn gemeldet, aber zugleich vor den Folgen von US-Zöllen gewarnt. Diese könnten sich ab dem vierten Quartal bemerkbar machen.
Taiwan wartet nun auf den Ausgang der Zollverhandlungen mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Dieser hat eine Frist bis zum 1. August für eine Einigung gesetzt, um hohe Abgaben auf Importe aus Taiwan abzuwenden.
Das starke Wachstum im vergangenen Quartal stützt die Einschätzung von Analysten, wonach die taiwanische Zentralbank als eine der wenigen in Asien ihre Zinsen im kommenden Jahr unverändert lassen wird. Die Zentralbank dürfte einen abwartenden Kurs einschlagen, sagte Kevin Wang vom Beratungshaus Taishin Securities Investment Advisory. Niedrigere Zinsen können die Konjunktur anschieben, da sie Kredite verbilligen – etwa für Investitionen.
(Bericht von Faith Hung und Jeanny Kao, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)