Hamas nach Kritik an Geisel-Video: Könnten mit Rotem Kreuz zusammenarbeiten

Kairo (Reuters) – Die radikal-islamische Hamas ist nach eigenen Angaben zur Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz bereit, um von ihr im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln Hilfe zukommen zu lassen.

Zuvor aber müsse Israel bestimmte Bedingungen erfüllen, teilte die Hamas am Sonntag mit. Vorausgegangen war ein von der Hamas veröffentlichtes Video eines abgemagerten Gefangenen, das in vielen Ländern auf schwere Kritik gestoßen war.

Die Hamas erklärte am Sonntag, jede Koordinierung mit dem Roten Kreuz hänge davon ab, dass Israel dauerhaft humanitäre Korridore öffne und Luftangriffe während der Verteilung der Hilfe einstelle.

Nach Angaben israelischer Behörden befinden sich derzeit 50 Geiseln im Gazastreifen, von denen nur 20 noch am Leben sein sollen. Die Hamas hat bisher humanitären Organisationen jeglichen Zugang zu den Geiseln verwehrt.

Am Samstag hatte die Hamas ein Video der israelischen Geisel Evyatar David veröffentlicht. Darin ist der schwer abgemagerte David zu sehen, wie er ein Loch gräbt, das nach seinen Worten für sein eigenes Grab bestimmt ist.

Unter anderem Frankreich, Großbritannien, die USA und Deutschland kritisierten die Hamas scharf. Israel kündigte an, der UN-Sicherheitsrat werde sich am Dienstagmorgen in einer Sondersitzung zur Situation der Geiseln in Gaza treffen.

In einer Erklärung des Geisel-Familien-Forums, das die Angehörigen der festgehaltenen Geiseln vertritt, hieß es, die Hamas halte seit über 660 Tagen unschuldige Menschen unter unmöglichen Bedingungen fest. Bis zu deren Freilassung habe die Hamas die Pflicht, sie mit allem Notwendigen zu versorgen.

Die der Hamas unterstellten Gesundheitsbehörden im Gazastreifen teilten unterdessen mit, sechs weitere Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden im Gazastreifen an Hunger oder Unterernährung gestorben. Damit steige die Zahl derer, die seit Beginn des Krieges an den Folgen einer sich abzeichnenden Hungersnot gestorben seien, auf 175 – darunter 93 Kinder. UN-Organisationen haben Israel aufgefordert, viel mehr Hilfe in das Gebiet zu lassen, um eine Hungersnot unter den 2,2 Millionen Menschen zu verhindern. Von israelischer Seite hatte es wiederholt geheißen, man müsse verhindern, dass die Hilfen in die Hände der Hamas gelangten.

Den palästinensischen Behörden zufolge wurden am Sonntag in der Küstenenklave zudem auch mindestens 80 Menschen durch israelischen Beschuss und Luftangriffe getötet. Darunter seien auch Personen, die versucht hätten, zu Hilfslieferungen in den südlichen und zentralen Gebieten des Gazastreifens zu gelangen.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi, geschrieben von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL7306N-VIEWIMAGE