Zürich (Reuters) – Die Schweizer Regierung will US-Präsident Donald Trump in der Zollfrage noch umstimmen und drohende Abgaben von 39 Prozent auf Schweizer Warenexporte in die Vereinigten Staaten mit neuen Vorschlägen abwenden.
“Um die Zoll-Situation zu verbessern und gleichzeitig die Anliegen der USA zu berücksichtigen, setzt die Schweiz alles daran, den USA in dieser neuen Verhandlungsphase ein noch attraktiveres Angebot zu unterbreiten”, teilte die Regierung am Montag nach einer Sondersitzung mit. Gegenmaßnahmen würden derzeit nicht ins Auge gefasst.
Die Regierung zeigte sich “fest entschlossen”, die Gespräche und Verhandlungen mit den USA über die bereits ausgehandelte Absichtserklärung hinaus und nötigenfalls auch nach dem 7. August 2025 weiterzuführen. In Konsultation mit Vertretern der Schweizer Wirtschaft seien “neue Ansätze für die Gespräche mit den USA entwickelt worden”, hieß es. Einzelheiten zu den möglichen Vorschlägen nannte die Regierung nicht. Wirtschaftsminister Guy Parmelin hatte am Wochenende den Kauf von US-Flüssiggas (LNG) oder weitere Investitionen von Schweizer Firmen in den USA als mögliche Zugeständnisse ins Spiel gebracht.
Trump hat am vergangenen Freitag überraschend einen Zollsatz von 39 Prozent auf Schweizer Waren angekündigt und damit in der exportorientierten Wirtschaft des Landes Alarmstimmung ausgelöst. Die Regierung, die nach den im April zunächst in Aussicht gestellten 31 Prozent rasch eine Absichtserklärung für ein Handelsabkommen mit den USA ausgehandelt hatte, wurde davon am falschen Fuß erwischt. Parmelin und Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter zufolge stand für Trump das US-Handelsdefizit mit der Schweiz, das im vergangenen Jahr 38,5 Milliarden Franken betrug, im Zentrum. Aus dem Weißen Haus war am Freitag zur Begründung verlautet, die Schweiz habe sich geweigert, “bedeutende Zugeständnisse” zu machen.
HÖHERER ZOLL WÜRDE WIRTSCHAFT EMPFINDLICH TREFFEN
Der neue Zollsatz soll am Donnerstag in Kraft treten. Der Schweiz, deren wichtigster Exportmarkt für Arzneimittel, Uhren, Maschinen und Schokolade die USA sind, bleibt damit ein kleines Zeitfenster, um eine bessere Vereinbarung auszuhandeln. Dem Bundesrat zufolge wären rund 60 Prozent aller Schweizer Ausfuhren betroffen. Ein Zoll von 39 Prozent würde der exportorientierten Wirtschaft des Landes einen schweren Schlag versetzen. Die Wirtschaftsleistung dürfte um 0,3 bis 0,6 Prozentpunkte sinken, erwartet Hans Gersbach, Wirtschaftsprofessor der ETH Zürich. Die Abschwächung könnte auf über 0,7 Prozentpunkte steigen, falls auch Pharmazeutika, die derzeit nicht von den US-Einfuhrzöllen betroffen sind, mit einbezogen würden.
Die Regierung erklärte, dass sie sich für eine Gleichbehandlung mit ihren wichtigsten Wettbewerbern einsetze. Die EU, Japan und Südkorea, die mit Washington Zollsätze von 15 Prozent ausgehandelt haben, weisen alle einen größeren Handelsüberschuss mit den USA auf: die EU rund 235 Milliarden Dollar, Japan 70 Milliarden und Südkorea fast 56 Milliarden.
(Bericht von Paul Arnold und John Revill; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)