München (Reuters) – Der deutsche Leitindex Dax ist einer Studie zufolge zu mindestens knapp einem Viertel in der Hand von Anlegern aus den USA und Kanada.
23,9 Prozent der Aktien der 40 Dax-Konzerne gehörten nordamerikanischen Investoren, berichtete die Unternehmensberatung EY am Montag aus ihrer jährlichen Erhebung. Ihr Anteil sei seit 2010 kontinuierlich gestiegen; damals hielten sie nur – soweit die Angaben vorliegen – 17,1 Prozent am Dax. Bei deutschen Investoren liegen nur noch knapp ein Drittel der Dax-Aktien, ihr Anteil ist innerhalb der vergangenen 15 Jahre auf 31,1 Prozent gesunken. Bei 14,3 Prozent der Anleger ist die Herkunft unklar.
Insgesamt sind – wie ein Jahr zuvor – 52,6 Prozent des Dax gesichert in Händen ausländischer Anleger. Für EY-Chef Henrik Ahlers ist das “ein Beweis für die nach wie vor große Attraktivität deutscher Top-Unternehmen und für das Vertrauen, das diese Unternehmen weltweit genießen”. Deutschland sei für sie nur noch ein Markt unter vielen, sodass sie unter den Standort-Problemen weniger stark litten als andere.
Bei der Verteilung in- und ausländischer Investoren zeigen sich unter den Dax-Konzernen aber deutliche Unterschiede: Beim Biotech-Konzern Qiagen ist der Auslandsanteil mit 93 Prozent am höchsten, gefolgt vom Chemikalienhändler Brenntag (88 Prozent) und dem Flugzeugzulieferer MTU (83 Prozent). Bei 24 der 40 Unternehmen liegt die Mehrheit der Anteile in ausländischer Hand. Nur sechs gehören sicher mehrheitlich Investoren aus Deutschland, bei fünf (Porsche AG, Siemens Healthineers, Beiersdorf, Hannover Rück und BMW) liegt das daran, dass sie einen oder zwei deutsche Großaktionäre haben. Einzige Ausnahme ist der Chemiekonzern BASF, der keinen dominierenden deutschen Anteilseigner hat, bei dem Aktionäre von außerhalb Deutschlands aber in der Minderheit sind.
Nach der Erhebung fließen auch mindestens die Hälfte der 54 Milliarden Euro, die die Dax-Konzerne im laufenden Jahr in Form von Dividenden an die Aktionäre ausschütten, ins Ausland. Nur 40 Prozent, also 21,7 Milliarden Euro, bleiben im Land, das sind drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Ahlers zufolge sind die Anleger selbst schuld daran: “Leider ist die Aktionärskultur in Deutschland nach wie vor relativ schwach ausgeprägt.”
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)