Automarkt legte im Juli zu – E-Auto-Boom ohne Tesla

Frankfurt (Reuters) – Der Markt für Elektroautos in Deutschland ist nach dem Einbruch im vergangenen Jahr stabil auf Wachstumskurs.

Im Juli kamen nach Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes rund 48.600 batterieelektrische Autos (BEV) auf die Straße, ein Plus von 58 Prozent. Der Marktanteil erhöhte sich gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum, als der Wegfall staatlicher Förderung die Nachfrage einbrechen ließ, um 5,5 Prozentpunkte auf 18,4 Prozent. “Die Zeichen für einen weiteren Aufschwung der Elektromobilität in Deutschland verdichten sich”, sagte Johannes Rode von der Förderbank KfW, die in einer aktuellen Umfrage steigende Akzeptanz der Elektromobilität ausgemacht hat.

Der einstige Elektroauto-Vorreiter Tesla kann davon nicht profitieren. Trotz der Neuauflage seines SUV-Modells “Model Y” Anfang des Jahres brachen die Tesla-Neuzulassungen in Deutschland um mehr als die Hälfte auf 10.000 Autos ein. Nach Berechnung der Unternehmensberatung EY lag der US-Hersteller auf 13 europäischen Märkten, für die Daten vorlagen, im Juli 39 Prozent unter Vorjahr. Die Marke hat nach Einschätzung von Branchenkennern ein Imageproblem durch Musks politische Äußerungen, die für Kontroversen sorgen.

In Europa wie in den USA verlor Tesla viele Fans. Wie Daten des Forschungsunternehmens S&P Global Mobility ergaben, sank die Kundentreue am Tesla-Heimatmarkt von ungewöhnlich hohen 73 Prozent im Juni 2024 auf ein Tief von 50 Prozent im März. seit Musk sich von der politischen Unterstützung des US-Präsidenten Donald Trump wieder zurückzog, setzte eine Erholung ein. Musk selbst begründet die Absatzschwäche mit der Konjunkturflaute.

OFFEN FÜR E-AUTOS – ABER KEIN GELD

Seit Jahresbeginn zählte das KBA insgesamt 297.340 neu zugelassene BEV, das entspricht einem Wachstum von 38,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Der Gesamtmarkt schwächelt aber nach wie vor. Da weniger Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren angeschafft werden, lagen die Neuzulassungen bis Ende Juli mit 1,67 Millionen Pkw 2,5 Prozent unter dem Vorjahresstand. Im Juli legte der Neuwagenmarkt um elf Prozent auf knapp 265.000 Autos zu. Der Importeursverband VDIK wies darauf hin, dass der Vergleichsmonat im Vorjahr aufgrund einer regulatorischen Änderung besonders schwach ausgefallen war. In den Monaten Juni und Juli zusammen ergebe sich ein Rückgang um 2,7 Prozent. “Die Nachfrage bleibt sehr schwach, Privatleute und Unternehmen verschieben die Kaufentscheidung angesichts der schwachen Konjunktur und der sehr ungewissen Aussichten”, erklärte EY-Autoexperte Constantin Gall.

Die deutschen Marken BMW, Opel, Porsche und Volkswagen erzielten zweistellige Zuwächse über alle Antriebsarten hinweg. Bei den E-Autos gewannen internationale Marken im Jahresverlauf dem VDIK zufolge Marktanteile. “Wir führen den Anstieg auf das deutlich größere Fahrzeugangebot in den Einstiegssegmenten zurück”, erklärte Verbandschefin Imelda Labbé. Die Vorbehalte der Deutschen gegenüber Elektroautos nehmen der KfW-Studie zufolge ab, auch wenn der hohe Preis das größte Kaufhindernis bleibt. Die Bedenken hinsichtlich der Ladeinfrastruktur und der Reichweite sind in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken, wie aus dem jüngsten KfW-Energiewendebarometer hervorging. Dabei werden mehr als 5000 Haushalte befragt.

Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) ist offen für die Technologie. Aber nur drei Prozent der Haushalte planen, sich im kommenden Jahr ein Elektroauto anzuschaffen – der niedrigste Wert der vergangenen Jahre. Zudem lehnen 37 Prozent die Nutzung eines E-Autos kategorisch ab.

Die Herstellerverbände VDIK und VDA und der Händlerverband ZDK fordern bessere Rahmenbedingungen für E-Autos wie eine ausreichende Ladeinfrastruktur und niedrigere Strompreise über die Senkung der Stromsteuer. Letztere sei in den Haushaltsentwürfen für 2025 und 2026 noch nicht festgeschrieben, kritisierte VDA-Chefin Hildegard Müller. “Das Potenzial ist da. Wir brauchen verlässliche Signale aus der Politik, um es auszuschöpfen”, erklärte ZDK-Präsident Thomas Peckruhn.

(Bericht von Ilona Wissenbach, Chris Kirkham, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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