Berlin (Reuters) – Die US-Handels- und Zollpolitik dürfte aus Sicht der EZB in Europa die Konkurrenz aus China verstärken – mit potenziell erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
“Nach den Ankündigungen der Trump-Regierung, höhere US-Zölle auf chinesische Waren zu erheben, könnten chinesische Exporteure expandieren oder neue Märkte anderswo erschließen und ihren Handel zunehmend nach Europa umlenken”, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Fachartikel aus dem EZB-Monatsbericht. Dieses Vorgehen könnte die Durchdringung der Märkte im Euroraum mit Importen aus China verstärken und die Produzenten vor Herausforderungen stellen.
Zwar könnten Unternehmen des Euroraums wegen der vergleichsweise höheren US-Zölle auf Waren aus China auf den US-Märkten gegenüber der Volksrepublik gewisse Wettbewerbsvorteile erlangen, doch dürfte dies die Verluste auf dem Inlandsmarkt nicht wettmachen. “Insgesamt stellt die steigende Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Exporte die Arbeitsmärkte des Euroraums vor erhebliche Herausforderungen”, heißt es in dem Artikel der Autorinnen Clemence Berson, Claudia Foroni, Vanessa Gunnella und Laura Lebastard. Während sich die Auswirkungen derzeit auf Sektoren wie die Fahrzeug- und Chemieindustrie konzentrierten, könnten die umfassenderen Auswirkungen fast ein Drittel der Arbeitsplätze im Euroraum betreffen.
STÖRUNGEN DURCH HANDELSSCHOCKS
Die Handelsumlenkung aus den USA und Chinas zunehmende Wettbewerbsfähigkeit in wertschöpfungsintensiven Branchen legen nahe, dass sich Unternehmen im Euroraum an ein zunehmend wettbewerbsorientiertes globales Umfeld anpassen müssten, hieß es in dem Artikel. “Handelsschocks können kurzfristige Störungen und Arbeitsplatzverschiebungen zwischen Branchen verursachen.”
Langfristig dürfte sich die Gesamtbeschäftigung jedoch kaum verändern, da sich die Wirtschaft durch Lohnänderungen und den Wechsel von Arbeitnehmern zwischen Branchen anpasse: “Dennoch könnten Herausforderungen wie Ineffizienzen am Arbeitsmarkt, Anpassungskosten und staatliche Maßnahmen vorübergehende Störungen verursachen, bevor ein neues Gleichgewicht erreicht wird”, so das Fazit der Ökonominnen.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)