Tel Aviv/Kairo (Reuters) – Nach einem Treffen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit hochrangigen Sicherheitsvertretern zur zukünftigen Strategie im Gazastreifen soll Medienberichten zufolge am Donnerstag das Kabinett zusammentreten.
Die Sitzung sei für 18.00 Uhr Ortszeit (17.00 Uhr MESZ) angesetzt, berichteten israelische Medien am Dienstag.
Netanjahus Büro hatte zuvor mitgeteilt, der Regierungschef habe eine rund dreistündige “begrenzte Sicherheitsdiskussion” abgehalten. Dabei habe Generalstabschef Ejal Samir “die Optionen für eine Fortsetzung der Kampagne in Gaza” vorgestellt. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte aus Regierungskreisen erfahren, dass dem Kabinett eine Strategie zur Entscheidung vorgelegt werden sollte.
Einem früheren Bericht des Senders Channel 12 zufolge favorisiert Netanjahu eine vollständige militärische Übernahme des Gazastreifens. Eine offizielle Stellungnahme dazu lehnte sein Büro ab. Unklar blieb dem Sender zufolge, ob Netanjahu eine langfristige Besatzung oder einen kurzfristigen Einsatz zur Zerschlagung der radikal-islamischen Hamas und zur Befreiung der verbliebenen israelischen Geiseln anstrebt. Eine Besetzung würde eine Entscheidung aus dem Jahr 2005 rückgängig machen, als sich Israel aus dem Gazastreifen zurückzog. Teile der israelischen Regierungskoalition haben sich für eine Annexion des Gazastreifens wie auch des Westjordanlandes ausgesprochen.
Die Debatte über das weitere Vorgehen Israels findet vor dem Hintergrund scharfer internationaler Kritik an der humanitären Lage in dem Palästinenser-Gebiet statt. Den Behörden dort zufolge sind inzwischen knapp 190 Menschen verhungert. Die Hamas veröffentlichte am Wochenende ihrerseits ein Video, das offensichtlich eine ausgemergelte israelische Geisel zeigte. Verhandlungen über eine Feuerpause sind vorerst gescheitert.
Der inzwischen fast 22 Monate dauernde Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit einem Angriff der Hamas auf Israel. Dabei wurden nach israelischen Angaben rund 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt. Nach Angaben der palästinensischen Behörden starben inzwischen mehr als 61.000 Palästinenser im Zuge einer darauf folgenden israelischen Offensive im Gazastreifen.
(Bericht von Menna Alaa El-Din, Jaidaa Taha, Alexander Cornwell und Nidal al-Mughrabi. Geschrieben von Scot W. Stevenson. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)