Berlin (Reuters) – Die Unternehmen sind einer Umfrage zufolge mit dem Start der Bundesregierung zufrieden, halten sich mit Investitionsplänen jedoch noch zurück.
Fast drei Viertel aller Firmen geben der schwarz-roten Regierung die Schulnoten eins, zwei oder drei, wie aus einer repräsentativen Umfrage hervorgeht, die von der Stiftung Familienunternehmen beim Ifo-Institut in Auftrag gegeben wurde. An der am Mittwoch veröffentlichten Studie beteiligten sich knapp 1200 Unternehmen. Für die von der Bundesregierung angekündigte Investitionsoffensive liefert die Umfrage noch keine Anzeichen: Die Mehrzahl der Unternehmen plant keine zusätzlichen Investitionen.
Das Gros der Firmen gibt an, dass das Regierungshandeln keine Auswirkungen auf den Zeitplan der eigenen Investitionsvorhaben habe: “Ich gehe nicht davon aus, dass wir dieses Jahr noch eine große Investitionswelle sehen werden”, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe dazu im ZDF. Er fügte hinzu: “Die Unternehmen warten also noch ab, was dann wirklich von der Regierung konkret auch geliefert wird.”Es sei zwar erfreulich, dass sich die Stimmung in den Unternehmen etwas verbessert habe, sagte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen und Politik. “Die wirtschaftliche Trendwende lässt aber auf sich warten. Die bisher beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung führen nicht dazu, dass Unternehmen hierzulande mehr investieren.”
FIRMEN DRINGEN AUF WENIGER BÜROKRATIE
Mit großem Abstand vor anderen Aufgaben sehen die Unternehmen den Handlungsbedarf bei der Bürokratie. Gefragt, welche Maßnahmen die Bundesregierung zuerst angehen sollte, landete der Bürokratieabbau und eine effizientere Verwaltung bei 42 Prozent der Unternehmen auf Platz eins. An zweiter Stelle steht die Modernisierung der Infrastruktur, gefolgt von der Forderung nach Energiepreissenkungen.Die Befragung gibt Aufschluss, welche Einzelmaßnahmen die Unternehmen zur Stärkung der Wirtschaft bevorzugen. Die höchste Zustimmung gibt es für die Forderung nach einer steuerlichen Entlastung von Arbeitseinkommen. Das sagen 90 Prozent der Unternehmen. Ähnlich dringlich ist für die Wirtschaft die Stabilisierung der Lohnnebenkosten. Die Reduzierung der Stromsteuer, die laut Regierung vorerst nicht kommen soll, halten 83 Prozent für notwendig. Die besseren steuerlichen Abschreibungsbedingungen, die bereits beschlossen sind, halten fast 70 Prozent für geeignet und sehr geeignet.
(Bericht von Reinhard Becker, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)