Frankfurt (Reuters) – Zalando verspricht sich durch die Übernahme von About You einen Gewinnschub im laufenden Jahr.
Beim Umsatzwachstum bremst der kleinere Rivale Europas größten Online-Modehändler allerdings aus. Mit den am Dienstagabend vorgelegten Zahlen zum zweiten Quartal konnte Zalando ebenfalls nicht überzeugen. Die Aktie ging am Mittwoch auf Achterbahnfahrt. Nach anfänglichen Gewinnen von bis zu 7,4 Prozent fiel sie zeitweise um gut sechs Prozent auf ein Elf-Monats-Tief von 23,42 Euro. Damit steuerte sie auf den größten Tagesverlust seit eineinhalb Jahren zu. Anleger seien hin- und hergerissen zwischen den positiven und negativen Aspekten der Zahlen, schrieb Analyst Adam Cochrane von der Deutschen Bank.
Das Management des Online-Händlers peilt für den kombinierten Konzern einen bereinigten operativen Gewinn zwischen 550 und 600 Millionen Euro an, statt bisher 530 bis 590 Millionen für Zalando alleine. Dies bedeute indirekt eine Prognoseanhebung für Zalando, erläuterte ein Börsianer. Denn bei About You erwarteten Experten einen leichten Verlust. In der Vorhersage sind dem Unternehmen zufolge außerdem Einsparungen durch die About You-Übernahme enthalten. Dieser Effekt komme früher zum Tragen als gedacht, schrieb Analyst Frederick Wild von der Investmentbank Jefferies. Beim Umsatz sagt Zalando nun aber ein Plus von vier bis nur noch sieben Prozent statt zuvor vier bis neun Prozent voraus. Hier bremst der Zukauf: About You hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/2025 seinen Umsatz um 3,4 Prozent gesteigert und für 2025/2026 einen moderaten Anstieg in Aussicht gestellt.
“ZEOS” UND “SCAYLE” SIND WICHTIGE STANDBEINE
Die Wachstumstreiber beider Unternehmen sind die jeweiligen Firmenkundensparten. Sie legten in den vergangenen Quartalen meist prozentual zweistellig zu. Mit “Zeos” stellt Zalando Drittfirmen unter anderem seine Logistik-Infrastruktur zur Verfügung. Dieses Angebot ergänzt künftig die Shop-Software “Scayle” von About You. Im zweiten Quartal steigerte Zeos den Umsatz um gut zwölf Prozent auf 262 Millionen Euro. Die Sparte profitier dabei von der Zusammenarbeit mit dem Modehändler Next. Dieser wicklt einen Großteil seines Deutschland-Geschäfts über Zalando ab.
Das über die Plattform gehandelte Brutto-Warenvolumen (GMV) steigerte Zalando im zweiten Quartal um fünf Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis legte um gut acht Prozent auf 186 Millionen Euro zu. Über die Einordnung dieser Zahlen waren sich die Experten uneins. Einige monierten, dass das GMV-Wachstum hinter den Markterwartungen zurückgeblieben sei. Analyst Volker Bosse von der Baader Helvea Bank bezeichnete das Ergebnis wegen der unsicheren Konjunkturaussichten dagegen als respektabel. Die Konzentration auf Marken-Produkte und das Bonusprogramm trügen Früchte. Die Zahl der aktiven Kunden erreichte Zalando zufolge mit 52,9 Millionen ein Rekordhoch. Die Verbraucherstimmung sei zwar nicht sonderlich gut, sagte Co-Chef Robert Gentz in einer Telefonkonferenz. “Wir sind dennoch zuversichtlich, ein starkes zweites Halbjahr abliefern zu können.”
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)