Adidas steigt aus Tarifbindung aus – Gewerkschaft empört

München (Reuters) – Der Sportartikelkonzern Adidas will die Gehälter für seine Mitarbeiter künftig ohne Gewerkschafter aushandeln.

Das Unternehmen steigt mitten im Tarifstreit mit der Gewerkschaft IGBCE aus der Tarifbindung aus, wie eine Adidas-Sprecherin am Donnerstag in Herzogenaurach bestätigte. Vom 1. September an gehöre Adidas dem Arbeitgeberverband, dem Bundesverband der Schuh- und Lederwarenindustrie, nur noch als Mitglied ohne Tarifbindung an. “Mit dem Austritt aus der Tarifgemeinschaft verlässt Adidas den Pfad von Sozialpartnerschaft und Fairplay”, kritisierte die stellvertretende Vorsitzende der IGBCE, Birgit Biermann. “Das werden wir nicht akzeptieren.”

Adidas ist bisher das mit Abstand größte Unternehmen, über das zwischen den Tarifpartnern in der Sportartikel- und Schuh-Industrie verhandelt wird. Nach Unternehmensangaben werden 4600 seiner Mitarbeiter in Deutschland nach Tarif bezahlt, laut IGBCE geht es um insgesamt 8000 Beschäftigte bei Adidas – von 13.000 in der Branche. Der Konzern zieht mit dem Ausstieg nach eigenen Angaben die Konsequenz aus der Forderung der Gewerkschaft, mehr Entgeltgruppen einzuführen und so die Tarifbindung auf deutlich mehr Beschäftigte auszuweiten. Zudem will sie einen Aufschlag für alle Mitglieder der Gewerkschaft erstreiten. Die erste Verhandlungsrunde ist für den 11. September geplant.

“Unsere Mitarbeitenden sind die besten der Branche. Damit das so bleibt, müssen wir in der Lage sein, Gehälter auch außerhalb einer Tarifstruktur anzubieten und allen Beschäftigten (…) attraktive Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen”, sagte die Adidas-Sprecherin. Diese Flexibilität würde durch die Forderungen der Gewerkschaft zunichte gemacht. Auch eine Prämie für Gewerkschaftsmitglieder sei für Adidas “nicht verhandelbar”.

Die Gewerkschaft fordert in der Tarifrunde sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die auszuhandelnden Lohnerhöhungen gälten dann auch für die 4600 Tarifbeschäftigten bei Adidas, sagte die Sprecherin. Für Neueinstellungen ab September gelte die Tarifbindung aber nicht mehr, erklärte die IGBCE.

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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