Washington (Reuters) – Nach der jüngsten Abkühlung am US-Arbeitsmarkt denken mehrere Notenbanker laut über eine baldige Lockerung des geldpolitischen Kurses nach.
Die Chefin der regionalen Notenbank von San Francisco, Mary Daly, sagte am Mittwoch, die Federal Reserve werde ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten wahrscheinlich anpassen müssen. Denn inzwischen habe sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt abgeschwächt: “Ich halte eine weitere Verlangsamung für unwillkommen, zumal wir wissen, dass der Arbeitsmarkt, wenn er einmal ins Stocken gerät, in der Regel schnell und heftig einbricht”, erläuterte die Zentralbankerin in Anchorage.
Sie fügte mit Blick auf die von US-Präsident Donald Trump betriebene Handelspolitik hinzu, dass Zölle zwar kurzfristig zu einer Inflationssteigerung führen würden, dies aber wahrscheinlich nicht dauerhaft der Fall sein werde.
Dalys Kollege Neel Kashkari, Chef der regionalen Fed von Minneapolis, erklärte, dass für ihn alles auf Zinssenkungen in den kommenden Monaten hinauslaufe. “Die Konjunktur verlangsamt sich, und das bedeutet, dass es in naher Zukunft angebracht sein könnte, mit Anpassungen zu beginnen”, sagte er dem Sender CNBC. Zwei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelprozentpunkt bis zum Jahresende erscheinen aus seiner Sicht “angemessen”.
Die Fed hat den Leitzins zuletzt im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen, wobei allerdings zwei Direktoren gegen die Mehrheit im Offenmarktausschuss für eine Senkung votiert hatten. Die Zentralbank will laut Fed-Chef Jerome Powell mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die von Zollerhöhungen geprägte Handelspolitik Trumps auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird. Der Jobmarkt kühlte zuletzt allerdings überraschend stark ab. Dies wirkte als Alarmsignal für die Notenbank, die Vollbeschäftigung fördern und stabile Preise sichern soll. Viele Experten erwarten die erste Zinssenkung im laufenden Jahr für Mitte September.
(Bericht von Ann Saphir, Howard Schneider, geschrieben von Reinhard Becker; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)