Bei der Münchener Rück bröckeln die Preise

München (Reuters) – Die Anleger der Münchener Rück machen sich Sorgen um die Preisentwicklung in der Rückversicherung.

Die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Aktie des weltweiten Branchenführers brach am Freitag um 6,5 Prozent ein, nachdem dieser erneut von Preisdruck in den Verhandlungen mit den Erstversicherern berichtete. Der Gegenwind komme schneller als erwartet, schrieb UBS-Analyst Will Hardcastle. Münchener-Rück-Chef Joachim Wenning glaubt aber nicht an eine Trendwende nach mehreren Jahren mit steigenden Preisen: “Wir sehen eine Stabilisierung auf diesem Niveau”, sagte er auf einer Pressekonferenz in München. Zum einen gebe es kein Jahr mehr ohne Großschäden, zum anderen dränge alternatives Kapital – etwa in Form von Katastrophen-Bonds – nicht verstärkt in den Markt. “Das alles verhindert ein Runterfallen der Preise.”

Der weltgrößte Rückversicherer hatte in den ersten drei Erneuerungsrunden des Jahres Preisrückgänge von 1,2 Prozent hinnehmen müssen. Allein bei den Verhandlungen zur Erneuerung von Verträgen zum 1. Juli hatten die Erstversicherer um 2,5 Prozent niedrigere Preise erzielt. Deshalb habe man dabei mit 3,2 Milliarden Euro drei Prozent weniger Geschäft gezeichnet, teilte die Münchener Rück mit. Zum Erneuerungstermin im Juli ging es vor allem um Verträge in Nord- und Südamerika sowie Australien. “Wir befinden uns weiterhin in einem attraktiven Marktumfeld”, sagte Wenning. “Dieses gilt es weiter mit großer Disziplin zu nutzen.”

Die Befürchtung weiter bröckelnder Preise zog auch die Aktien anderer Rückversicherer in Mitleidenschaft. Hannover Rück fielen um 4,6 Prozent, Swiss Re um 2,6 Prozent. Die Münchener-Rück-Aktie liegt mit 567,60 Euro aber immer noch gut ein Drittel über dem Kurs von vor einem Jahr.

Die Münchener Rück hatte im Juli die Erwartung bekräftigt, den Nettogewinn in diesem Jahr auf sechs (2024: 5,7) Milliarden Euro zu steigern. Allerdings rechnet sie in der Rückversicherung – vor allem währungsbedingt – nur noch mit einem Umsatz von 40 Milliarden Euro, zwei Milliarden weniger als bisher geplant. Im ersten Halbjahr kam ihr eine relativ geringe Großschadenlast in der Schaden-Rückversicherung zugute. Im zweiten Quartal konnten sogar mehr Rückstellungen für frühere Schäden aufgelöst werden als neue gebildet werden mussten. Von April bis Juni stieg das Konzernergebnis auf 2,09 (2024: 1,60) Milliarden Euro, in den ersten sechs Monaten standen 3,18 (3,72) Milliarden zu Buche.

“NICHT DAS ENDE DER FAHNENSTANGE”

Wenning hatte kürzlich seinen Abschied zum Jahresende angekündigt. Kurz vorher will die Münchener Rück ihre Strategie für die nächsten fünf Jahre vorstellen. Wennings Nachfolger, Finanzvorstand Christoph Jurecka, sagte, dabei seien keine Überraschungen zu erwarten. Es gehe vielmehr um eine “stetige Weiterentwicklung”. Die Münchener Rück werde wie bisher versuchen, die starken Schwankungen in der Schaden-Rückversicherung – vor allem durch Naturkatastrophen – durch ein überproportionales Engagement in weniger volatilen Bereichen zu dämpfen. Wenning bekräftigte, dabei sei mit weiter steigenden Gewinnen zu rechnen. “Mit sechs Milliarden ist das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht.”

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL770AX-VIEWIMAGE