Berlin (Reuters) – Die deutschen Ausfuhren in die Ukraine sind im ersten Halbjahr um knapp ein Drittel gestiegen.
Sie wuchsen um 30,2 Prozent auf mehr als 4,6 Milliarden Euro, wie aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Dagegen sanken die ukrainischen Exporte nach Deutschland um 4,5 Prozent auf gut 1,5 Milliarden Euro. “Die Unterstützung und der Wiederaufbau der Ukraine bleiben zentrale Aufgaben für die europäische Politik und Wirtschaft”, sagte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, Cathrina Claas-Mühlhäuser, am Montag. “Wir sehen dies als langfristiges Engagement für ein zukünftiges EU-Mitgliedsland, von dem beide Seiten profitieren werden.”
Sorgen bereite deshalb eine mögliche Schwächung des Antikorruptionskampfes in der Ukraine. Privatwirtschaftliches Engagement und Kapital für den Wiederaufbau seien angewiesen auf ein rechtssicheres Umfeld. “Es ist die Aufgabe der ukrainischen Politik, hier Vertrauen auf- und nicht abzubauen”, sagte Claas- Mühlhäuser.
Nach massiven Protesten und scharfer Kritik europäischer Verbündeter hat die Ukraine die Unabhängigkeit von zwei wichtigen Anti-Korruptionsbehörden wiederhergestellt. Die Abgeordneten nahmen Ende Juli einen Gesetzentwurf an, mit dem unter Präsident Wolodymyr Selenskyj veranlasste Einschränkungen der Behörden wieder rückgängig gemacht werden. Sein Vorgehen hatte die schwerste innenpolitische Krise in der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs ausgelöst.
Der Außenhandel mit den 29 Zielländern des Ost-Ausschusses in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien legte den Verbandsangaben nach in den ersten sechs Monaten um zwei Prozent auf 275 Milliarden Euro zu. “Der deutsche Osthandel gewinnt weiter an Zugkraft für die gesamte deutsche Wirtschaft”, sagte Claas-Mühlhäuser. “Entgegen dem Trend sind unsere Exporte in die Region kräftig gewachsen.”
Immer wichtiger wird Polen für die deutsche Wirtschaft. Das bilaterale Handelsvolumen kletterte im ersten Halbjahr auf den Rekordwert von mehr 90 Milliarden Euro (+5,4 Prozent). Während die deutschen Exporte nach Polen um gut 2,6 Milliarden Euro zulegten (+5,7 Prozent), wuchsen die Einfuhren aus dem östlichen Nachbarland um zwei Milliarden Euro (+5,2 Prozent). Polen liege als fünftwichtigster Handelspartner Deutschlands nur noch knapp hinter Frankreich (92,6 Milliarden Euro).
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)