Streit um US-Zölle – Aufrufe zum Boykott von US-Marken in Indien

Neu Delhi (Reuters) – Nach der Verhängung von Strafzöllen durch die USA formiert sich in Indien Widerstand gegen amerikanische Produkte.

Unternehmer und Anhänger von Ministerpräsident Narendra Modi rufen zum Boykott von Marken wie McDonald’s, Coca-Cola und Apple auf. Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte Zölle von 50 Prozent auf indische Waren verhängt. Dies belastet die Beziehungen zwischen Neu-Delhi und Washington und schürt antiamerikanische Stimmungen. Indien ist als bevölkerungsreichstes Land der Welt ein wichtiger Wachstumsmarkt für US-Konzerne, die dort auf eine wachsende Basis wohlhabender Konsumenten zielen.

Die Boykottaufrufe werden von einer breiteren politischen Bewegung für wirtschaftliche Eigenständigkeit begleitet. Regierungschef Modi appellierte am Sonntag an die Bevölkerung, die heimische Wirtschaft zu stärken. Die mit seiner Partei verbundene Gruppe Swadeshi Jagran Manch organisierte Kundgebungen und verbreitete über den Nachrichtendienst WhatsApp Listen mit heimischen Alternativen zu ausländischen Waren. “Die Leute interessieren sich jetzt für indische Produkte”, sagte Ashwani Mahajan, Mitorganisator der Gruppe, zur Nachrichtenagentur Reuters. “Das ist ein Aufruf zu Nationalismus und Patriotismus.”

WIRTSCHAFT PLÄDIERT FÜR RÜCKENDECKUNG FÜR “MADE IN INDIA”

Auch Wirtschaftsvertreter äußerten sich. Manish Chowdhary, Mitbegründer des Kosmetikunternehmens Wow Skin Science, forderte auf der Plattform LinkedIn, “Made in India” zu einer “globalen Obsession” zu machen. Man habe stolz für ausländische Marken bezahlt, während die eigenen Hersteller um Aufmerksamkeit kämpften.

McDonald’s, Coca-Cola, Amazon und Apple reagierten zunächst nicht auf Anfragen von Reuters.

Bislang gibt es noch keine Anzeichen für Umsatzeinbußen bei den US-Firmen. Zudem eröffnete der Elektroautobauer Tesla am Montag einen zweiten Ausstellungsraum in Neu-Delhi. Viele Inder lassen sich von den Aufrufen offenbar nicht beeindrucken. “Zölle sind eine Sache der Diplomatie, mein McPuff und mein Kaffee sollten da nicht hineingezogen werden”, sagte der 37-jährige Rajat Gupta, der am Montag in einer McDonald’s-Filiale in Lucknow aß. Den Kaffee für 49 Rupien (rund 0,50 Euro) bezeichnete er als preiswert.

(Bericht von Aditya Kalra, Mitarbeit von Saurabh Sharma, Praveen Paramasivam und Aditi Shah, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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