US-Finanzminister: Neuer Fed-Chef muss Notenbank auf Prüfstand stellen

Tokio (Reuters) – US-Finanzminister Scott Bessent hat eine Überprüfung der gesamten US-Notenbank Fed durch deren künftigen Chef gefordert.

Das Aufgabengebiet der Fed umfasse inzwischen so viele Dinge außerhalb der Geldpolitik, dass ihre Unabhängigkeit gefährdet sei, sagte Bessent der japanischen Zeitung “Nikkei” in einem am Montag veröffentlichten Interview. Das Gespräch wurde demnach am vergangenen Donnerstag in Washington geführt.

Der neue Fed-Chef müsse das Vertrauen der Märkte genießen und in der Lage sein, komplexe Wirtschaftsdaten zu analysieren, sagte Bessent. Zudem müsse er “sehr auf zukunftsorientiertes Denken ausgerichtet sein, anstatt sich auf historische Daten zu verlassen”.

Einem Insider zufolge leitet Bessent selbst die Suche nach einem Nachfolger für den amtierenden Notenbankchef Jerome Powell. Bessent habe dazu eine erweiterte Liste vorliegen, sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Auf der Liste stünden auch der Präsident der St. Louis Fed, James Bullard, und Marc Sumerlin, ein ehemaliger Wirtschaftsberater von Präsident George W. Bush.

Im Gespräch für den Posten seien weiterhin der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, Kevin Hassett, und der ehemalige Fed-Gouverneur Kevin Warsh, so der Insider. Gleiches gelte für den derzeitigen Fed-Gouverneur Christopher Waller. Alle drei haben ihre Unterstützung für niedrigere Zinssätze signalisiert, die Trump als Voraussetzung für die Übernahme des Amtes genannt hatte.

Trump setzt Powell seit Monaten unter Druck, die Zinsen sehr kräftig zu senken. Trump hat Powell dabei auch verbal angegriffen und öffentlich über dessen vorzeitige Ablösung spekuliert. Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Kritiker fordern, Trump solle Powell seine Amtszeit ohne Einmischung beenden lassen. Die US-Notenbank ist formell unabhängig.

(Bericht von Leika Kihara, geschrieben von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)