München (Reuters) – Wie beim Weltmarktführer Münchener Rück bröckeln auch bei der Hannover Rück die Preise.
In den Verhandlungen über die Vertragserneuerungen in der Schaden-Rückversicherung zum 1. Juni und 1. Juli sei das Prämienniveau inflations- und risikobereinigt um 2,9 Prozent gesunken, teilte die Nummer drei auf dem Rückversicherungsmarkt am Dienstag in Hannover mit. Das Unternehmen habe aber nur deshalb ein um 2,1 Prozent geringeres Volumen gezeichnet, weil ein Großvertrag weggefallen sei. Sonst wäre das Vertragsvolumen um 4,5 Prozent gestiegen. Im Juni und Juli werden vor allem Teile des Nordamerikageschäfts sowie Verträge aus Australien und Neuseeland neu verhandelt.
“Die Preise und Konditionen am Markt für Rückversicherung befinden sich nach wie vor auf einem auskömmlichen Niveau”, sagte Vorstandschef Clemens Jungsthöfel. Der neue Finanzvorstand Christian Hermelingmeier bezifferte den Preisabrieb im ersten Halbjahr auf knapp über zwei Prozent. “Wir kommen von einem sehr hohen Preisniveau – das stabilisiert sich allmählich.” Der viel beachtete Index des Rückversicherungsmaklers Guy Carpenter für das Naturkatastrophen-Geschäft liegt nach der Juli-Erneuerung 8,1 Prozent unter Vorjahr, aber immer noch über dem Niveau aller Jahre von 2006 bis 2023.
Die Angst vor einer Trendwende hatte die Aktienkurse der Rückversicherer in der vergangenen Woche belastet, nachdem die Münchener Rück von einem Preisrückgang berichtet hatte. Die im Dax notierten Aktien von Hannover Rück gaben am Dienstag 1,3 Prozent auf 262,20 Euro nach.
WALDBRÄNDE IN KALIFORNIEN GRÖSSTER EINZELSCHADEN
Im ersten Halbjahr profitierte der Konzern von einem “bemerkenswert schadenarmen” zweiten Quartal. So blieben die Waldbrände in Kalifornien im Januar der größte Einzelschaden mit 615 Millionen Euro. Sie machten fast zwei Drittel der gesamten Großschadenlast im ersten Halbjahr aus, die mit 976,1 (Vorjahr: 566,5) Millionen Euro nur leicht oberhalb des anteiligen Budgets lag. Hermelingmeier sagte, man habe das Polster in der Schaden-Rückversicherung durch die Stärkung der Reserven erhöht.
Trotzdem stand ein Nettogewinn von 1,3 Milliarden Euro zu Buche, der um 13 Prozent über dem Vorjahresniveau lag und die Schätzungen der Analysten übertraf. Die operativen Kennziffern lagen aber unter den Erwartungen. Der Rückversicherungsumsatz erhöhte sich um 3,3 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro. Hannover Rück bestätigte die Prognose, den Nettogewinn in diesem Jahr auf 2,4 (2,3) Milliarden Euro zu steigern. “Auf Basis der Zahlen für die ersten sechs Monate bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch im zweiten Halbjahr profitabel wachsen und unsere Ziele für das Gesamtjahr erreichen”, sagte Jungsthöfel.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)