Druck wegen Gaza: Staatsfonds Norwegen baut Israel-Engagement ab

Arendal (Reuters) – Der norwegische Staatsfonds will wegen der Lage im Gazastreifen und im Westjordanland weitere israelische Firmenanteile abstoßen.

Dies kündigte der Chef des mit zwei Billionen Dollar weltgrößten Staatsfonds, Nicolai Tangen, am Dienstag an. “Wir gehen davon aus, dass wir uns von weiteren Unternehmen trennen werden”, sagte Tangen auf einer Pressekonferenz. Der Fonds hatte am Montag mitgeteilt, Verträge mit externen Vermögensverwaltern für einige seiner israelischen Anlagen zu kündigen. In den vergangenen Tagen hat er sich bereits von Anteilen an elf der 61 israelischen Firmen getrennt, an denen er zuletzt beteiligt war.

Auslöser der Überprüfung waren Medienberichte über eine Beteiligung am israelischen Triebwerkshersteller Bet Shemesh Engines Ltd. Das Unternehmen erbringt Dienstleistungen für die israelischen Streitkräfte, einschließlich der Wartung von Kampfflugzeugen. Die Beteiligung an dem Unternehmen sei inzwischen verkauft worden, teilte der Fonds nun mit.

Der Staatsfonds war als Investor im November 2023, kurz nach Ausbruch des Gaza-Krieges, über einen externen Vermögensverwalter bei Bet Shemesh Engines eingestiegen. Seitdem habe es vierteljährliche Treffen mit der Unternehmensführung gegeben, bei denen der Krieg im Gazastreifen jedoch kein Thema gewesen sei, sagte Tangen. Die Aktie sei zunächst als “mittleres Risiko” in Bezug auf ethische Bedenken eingestuft und erst im Mai als “hohes Risiko” bewertet worden. Die Risikoeinschätzung hätte sich früher ändern müssen, räumte Tangen ein. “Wir hätten die Kontrolle über die israelischen Investitionen schneller zurückerlangen sollen.”

Die Investitionen des Fonds in Israel sollen sich künftig auf Unternehmen beschränken, die im Aktien-Benchmark-Index enthalten sind. Finanzminister Jens Stoltenberg erklärte, der Staatsfonds dürfe nicht in Unternehmen investieren, die sich an der Besetzung des Westjordanlandes und dem Gaza-Krieg beteiligten. Einen pauschalen Rückzug aus allen israelischen Unternehmen schloss der ehemalige NATO-Generalsekretär aus.

(Bericht von Gwladys Fouche, geschrieben von Ilona Wissenbach, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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