Umfrage: Industrie verliert weiter an Wettbewerbsfähigkeit

Berlin (Reuters) – Teure Energie, viel Bürokratie, hohe Abgaben: Industrieunternehmen in Deutschland beklagen eine sinkende Konkurrenzfähigkeit – vor allem die Maschinenbauer.

Im Juli meldete rund jeder vierte Industriebetrieb einen Rückgang seiner Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Ländern außerhalb der EU, wie eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage des Ifo-Instituts zeigt. Der Wert sei damit im Vergleich zu der vorherigen Umfrage im April unverändert hoch geblieben. Auch im innereuropäischen Wettbewerb ist demnach keine Trendwende in Sicht: Der Anteil der Firmen mit nachlassender Wettbewerbsfähigkeit gegenüber EU-Mitgliedstaaten sank zwar, aber nur von 13,4 auf 12,0 Prozent.

“Die deutsche Industrie kämpft mit strukturellen Nachteilen – etwa bei Energiepreisen, Regulierung und Investitionsbedingungen”, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. “Viele Unternehmen verlieren dadurch im globalen Vergleich an Boden.”

In keiner Industriebranche hat sich die Wettbewerbsfähigkeit demnach zuletzt verbessert. Besonders stark betroffen bleibt der Maschinenbau: Dort stieg der Anteil der Unternehmen mit sinkender Wettbewerbsfähigkeit sogar von 22,2 auf 31,9 Prozent. “Das ist der höchste bisher gemessene Wert”, hieß es. Auch in der Elektroindustrie nahm der Wettbewerbsdruck weiter zu. In der Automobilbranche hingegen schätzen deutlich weniger Unternehmen ihre Position negativer ein als zuletzt: Der Anteil halbierte sich von 33,0 auf 16,1 Prozent.

“Die Herausforderungen für die deutsche Industrie im internationalen Wettbewerb bleiben gewaltig”, sagte Wohlrabe. So müssten deutsche Unternehmen nach der vorläufigen Einigung der Europäischen Union im Zollstreit mit einem strukturellen Aufschlag von 15 Prozent gegenüber Wettbewerbern in den USA leben. “Noch ist unklar, ob dies durch neue Handelsbeziehungen kompensiert werden kann”, sagte Wohlrabe.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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