Insider: USA platzieren Tracker in KI-Chip-Lieferungen

Singapur/New York (Reuters) – US-Behörden setzen Insidern zufolge heimlich Ortungsgeräte in Lieferungen von Hochleistungschips ein.

Damit solle der illegale Schmuggel nach China verhindert werden, sagten zwei Personen mit direkter Kenntnis der bisher nicht bekannten Vorgehensweise am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Die Maßnahmen zielten darauf ab, die Umleitung von Chips für Künstliche Intelligenz (KI) an Ziele aufzudecken, die unter US-Exportbeschränkungen fallen. Sie gelten demnach nur für ausgewählte Lieferungen, die Gegenstand von Ermittlungen sind. Die Tracker könnten dabei helfen, Beweise gegen Personen und Unternehmen zu sammeln, die Exportkontrolle umgehen.

Fünf weitere Personen von Zulieferern für KI-Server sagten, sie wüssten von dem Einsatz der Tracker in Lieferungen von Herstellern wie Dell und Super Micro, die Chips von Nvidia und AMD enthalten. Die Ortungsgeräte seien typischerweise in der Verpackung der Server-Lieferungen versteckt. In einem Fall aus dem Jahr 2024 seien bei einer Lieferung von Dell-Servern mit Nvidia-Chips sowohl große Tracker an den Versandkartons als auch kleinere, unauffälligere Geräte in der Verpackung und sogar in den Geräten selbst gefunden worden.

Auch Schmuggler sind sich dessen offenbar bewusst. Laut einer kürzlich veröffentlichten Gerichtsakte wies ein Mitverschwörer einen Angeklagten an, eine Lieferung auf Tracker zu überprüfen. “Pass auf, ob ein Tracker drauf ist, du musst ihn sorgfältig suchen”, hieß es in der Nachricht.

Das für Exportkontrollen zuständige Bureau of Industry and Security des US-Handelsministeriums ist den Insidern zufolge in der Regel an den Aktionen beteiligt. Auch Ermittlungsbehörden wie das FBI könnten teilnehmen. Diese lehnten jedoch ebenso wie Nvidia eine Stellungnahme gegenüber Reuters ab. Dell teilte mit, nichts von einer Initiative der US-Regierung zu wissen, Tracker in seinen Produktlieferungen zu platzieren. Super Micro erklärte, man äußere sich nicht zu Sicherheitspraktiken. Das chinesische Außenministerium erklärte, von der Sache nichts zu wissen.

Die USA, die die weltweite Lieferkette für KI-Chips dominieren, versuchen seit Jahren, die Ausfuhr von Chips und anderer Technologie nach China zu begrenzen. Das soll dabei helfen, die Modernisierung des Rivalen zu bremsen – etwa beim Militär. Die Exportbeschränkungen für besonders leistungsfähige Chips von Nvidia, AMD und anderen Herstellern wurden 2022 eingeführt. Der Einsatz von Ortungsgeräten durch US-Strafverfolgungsbehörden ist jedoch nicht neu und geht Jahrzehnte zurück. Bereits 1985 installierte der US-Zoll in einem ähnlichen Fall ein Ortungsgerät in einer Kiste mit exportkontrollierter Ausrüstung.

Chinesische Behörden raten einem Medienbericht zufolge heimischen Firmen von der Nutzung bestimmter Prozessoren des US-Chipkonzerns Nvidia ab. Die Behörden hätten entsprechende Mitteilungen an eine Reihe von Unternehmen verschickt, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Darin werde besonders von der Verwendung der einfacheren H20-Chips für staatliche oder sicherheitsrelevante Zwecke abgeraten. Nvidia hatte unlängst Bedenken Chinas wegen potenzieller Sicherheitsrisiken der Chips zurückgewiesen: Die Halbleiter hätten keine “Hintertüren”, die einen Fernzugriff oder eine Fernsteuerung ermöglichten, so Nvidia.

(Bericht von Fanny Potkin, Jun Yuan Yong und Karen Freifeld, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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