Bahnchef Lutz muss gehen – Bundesregierung sucht noch Nachfolger

– von Markus Wacket und Klaus Lauer

Berlin (Reuters) – Die Bundesregierung zieht bei der Bahn die Notbremse und löst den Vertrag mit dem langjährigen Konzernchef Richard Lutz vorzeitig auf.

Es sei Zeit für eine Neuaufstellung – sowohl strukturell als auch personell, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder am Donnerstag nach Gesprächen mit Bahn-Aufsichtsratschef Werner Gatzer und Lutz selbst. Deshalb habe man sich darauf geeinigt, den noch bis 2027 laufenden Vertrag des Bahnchefs vorzeitig einvernehmlich zu beenden, teilte das Verkehrsministerium mit. Lutz bleibe im Amt, bis seine Nachfolge geregelt sei. Er ist seit März 2017 Vorstandschef und war zuvor bereits sieben Jahre Finanzvorstand der DB AG gewesen.

Schnieder will am 22. September seine “Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene” vorstellen – also Eckpunkte zur Reform der Deutschen Bahn. “Ich habe immer gesagt: erst die Strategie, dann das Personal”, betonte der CDU-Politiker. “Unser Konzept steht in den Grundzügen, jetzt gilt es, die passende Person zu finden, die es umsetzt.” Für diesen Auswahlprozess gelte “Gründlichkeit und Sorgfalt vor Schnelligkeit”.

Der Minister dankte Lutz für sein “großes Engagement in schwierigen Zeiten bei der Bahn” – “ich bin mir sicher, dass er auch in den verbleibenden Wochen alles für die Schiene geben wird.” Der Aufsichtsratsvorsitzende Gatzer erklärte, Lutz habe der Bahn viele Impulse gegeben.

Zuletzt hatte es allerdings zunehmende Kritik an dem Manager gegeben – nicht zuletzt wegen der anhaltenden Unpünktlichkeit der Züge. Die Bahn steckt mitten in einem enormen Sanierungsprozess. Dieser dürfte rund ein Jahrzehnt dauern und für Reisende zu vielen Einschränkungen führen.

Der Konzern sieht sich derweil nach einer deutlichen Ergebnisverbesserung im ersten Halbjahr auf Kurs zu operativ schwarzen Zahlen in diesem Jahr. Dafür ist allerdings ein noch besseres zweites Halbjahr nötig. Denn in den ersten sechs Monaten fiel vor Steuern und Zinsen ein Betriebsergebnis von minus 239 Millionen Euro an, wie das Unternehmen Ende Juli mitgeteilt hatte.

(Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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