München (Reuters) – Der Versicherungskonzern Talanx schraubt nach einem Rekord-Halbjahr die Gewinnprognose für das laufende Jahr nach oben.
Nun werde mit einem Nettogewinn von 2,3 Milliarden Euro gerechnet, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Hannover mit. Bisher hatte Vorstandschef Torsten Leue mehr als 2,1 Milliarden in Aussicht gestellt, Analysten hatten aber im Schnitt schon 2,3 Milliarden einkalkuliert. “Wir haben zurzeit Rückenwind in unserem Geschäft”, sagte Finanzvorstand Jan Wicke in einer Telefonkonferenz. Das trieb die Talanx-Aktie am Donnerstag um bis zu acht Prozent auf ein Allzeithoch von 126,20 Euro. Binnen eines Jahres hat sich der Kurs fast verdoppelt.
Trotz der verheerenden Waldbrände rund um Los Angeles zu Jahresbeginn stehen nach den ersten sechs Monaten schon 1,37 Milliarden Euro zu Buche, 26 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten im Schnitt mit 1,28 Milliarden Euro gerechnet. Dabei habe Talanx noch einen Puffer von 140 Millionen Euro, um die das Schadenbudget für das Halbjahr nicht ausgeschöpft worden sei, sagte Wicke. Die Waldbrände kosteten Talanx 624 Millionen Euro, der Löwenanteil ging auf das Konto der Rückversicherungs-Tochter Hannover Rück. Die lange dominierende Sparte lieferte damit erstmals im ersten Halbjahr weniger Gewinn ab als die Erstversicherer rund um den Industrieversicherer HDI.
Gewinntreiber war neben dem Großkunden-Geschäft vor allem das Auslandsgeschäft mit Privat- und kleineren Firmenkunden, in dem der Gewinn um fast die Hälfte zulegte. In Polen kann Talanx seit 2025 die Zahlen von Warta und TU Europa komplett verbuchen, nachdem der japanische Partner Meji Yasuda ausgestiegen ist; das brachte allein 30 Millionen Euro mehr. In Südamerika brachte der Verkauf dreier kleiner Töchter sechs Millionen Euro Gewinn, wie Wicke sagte. Weitere Bereinigungen stünden dort nicht an.
Die deutsche Privat- und Firmenkunden-Sparte hielt den Gewinn stabil, obwohl ihr die Umsätze aus der auslaufenden Kooperation mit der Targobank fehlen. Diese darf seit 1. Juli eigene Versicherungsprodukte an die Kunden verkaufen.
Der Versicherungsumsatz stieg währungsbereinigt im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf 24,2 Milliarden Euro und lag damit unter den Analystenprognosen. Die Eigenkapitalrendite schnellte auf 23,4 (2024: 20,3) Prozent, bis Jahresende soll sie sich bei 18 Prozent einpendeln. Die Schaden-Kosten-Quote, ein Maßstab für die Rentabilität im operativen Geschäft, verbesserte sich auf 90,7 (91,2) Prozent. Das sei “die beste Quote der Talanx-Geschichte” gewesen, sagte Wicke.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)