Tel Aviv (Reuters) – Der rechtsextreme israelische Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, hat einem Video zufolge den prominenten inhaftierten Palästinenser Marwan Barghouti im Gefängnis besucht und ihm gedroht.
“Du wirst nicht gewinnen”, sagte Ben-Gvir in den am Freitag auf der Plattform X veröffentlichten Aufnahmen. “Jeder, der das Volk Israel bedroht, jeder, der unsere Kinder ermordet, jeder, der unsere Frauen ermordet – wir werden ihn auslöschen”, sagte Ben-Gvir weiter. Die Palästinenserbehörde bezeichnete die Äußerungen als “direkte Drohung” gegen Barghouti. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten sowie ein Sprecher von Ben-Gvir waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Der Gefängnisbesuch fand bereits Anfang der Woche statt. Er wurde jedoch erst öffentlich, nachdem der ultra-nationalistische Finanzminister Bezalel Smotrich am Donnerstag den Baubeginn für eine neue Siedlung angekündigt hatte. Diese soll Ost-Jerusalem, das die Palästinenser als Hauptstadt für einen künftigen Staat beanspruchen, vom restlichen Westjordanland abtrennen.
Barghouti ist ein führendes Mitglied der Fatah-Bewegung und sitzt seit mehr als zwei Jahrzehnten in israelischer Haft. Ein Gericht verurteilte ihn 2004 wegen der Organisation von Anschlägen auf Israelis während des zweiten Palästinenseraufstands, der Intifada, zu fünf Mal lebenslänglich und 40 weitere Jahre im Gefängnis. Barghouti hat die Vorwürfe stets bestritten. Unter Palästinensern ist er sehr populär.
Unterstützer sehen in dem 66-Jährigen einen möglichen Nachfolger des 89-jährigen Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas. Barghouti gilt als eine integrative Figur, die die zerstrittene politische Landschaft der Palästinenser einen könnte. Eine Umfrage vom Mai zeigte, dass er bei einer Präsidentschaftswahl 50 Prozent der Stimmen erhalten würde.
(Bericht von Alexander Cornwell sowie Ahmed Elimam in Dubai und Ali Sawafta in Ramallah, geschrieben von Elke Ahlswede, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)