Kiew (Reuters) – Die Ukraine prüft die Weitergabe ihrer umfangreichen Daten vom Kriegsgeschehen an Verbündete und will diese als “Trumpf” bei Verhandlungen über weitere Unterstützung einsetzen.
“Die Daten, die wir haben, sind für jedes Land von unschätzbarem Wert”, sagte der für die Digitalisierung zuständige stellvertretende Ministerpräsident Mychajlo Fedorow am Mittwoch in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ukraine sei bei der Weitergabe derzeit jedoch “sehr vorsichtig”.
Die riesigen Datensätze sind für das Training von Modellen der Künstlichen Intelligenz (KI) zur Mustererkennung und für Vorhersagen von entscheidender Bedeutung. Seit der russischen Vollinvasion im Februar 2022 hat die Ukraine eine Fülle von akribisch protokollierten Statistiken vom Schlachtfeld und Millionen Stunden an Videomaterial von Kampfeinsätzen aus der Luft gesammelt. “Ich denke, dies ist einer der ‘Trümpfe’, wie unsere Kollegen und Partner sagen, um Win-Win-Beziehungen aufzubauen”, sagte Fedorow. Die Nachfrage nach den Daten sei “unglaublich hoch”, aber man sei dabei, eine Strategie zu entwickeln, wie dieser Prozess korrekt organisiert werden könne.
Die Ukraine hat sich zudem als Testfeld für internationale Rüstungsunternehmen positioniert. Fedorow zufolge werden inzwischen zwischen 80 und 90 Prozent der russischen Ziele auf dem Schlachtfeld mit Drohnen zerstört. Dies habe auf beiden Seiten der Front eine “Todeszone” geschaffen, die sich nach seiner Schätzung etwa zehn bis 15 Kilometer von der Frontlinie erstreckt. Um in diesem Umfeld agieren zu können, setze die Ukraine inzwischen mehrere tausend unbemannte Bodenfahrzeuge (UGVs) ein, um Munition und Nachschub an die Front zu bringen.
(Bericht von Max Hunder; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)