USA verdoppeln Zölle gegen Indien – “Zwei Millionen Jobs gefährdet”

Washington/Neu-Delhi (Reuters) – Die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verdopplung der Zölle auf indische Waren ist am Mittwoch in Kraft getreten.

Das bestätigte Trumps Handelsberater Peter Navarro. Damit eskaliert der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern. Ein neuer Strafzoll von 25 Prozent, der wegen indischer Öl-Käufe von Russland verhängt wurde, kommt nun zu einem bereits bestehenden Zoll von 25 Prozent hinzu. Damit steigen die Abgaben für Waren wie Kleidung, Edelsteine, Schmuck, Schuhe, Sportartikel, Möbel und Chemikalien auf bis zu 50 Prozent. Es ist einer der höchsten Zollsätze, den die USA erheben, er liegt auf dem Niveau von Brasilien und China.

Die USA begründen die neuen Zölle damit, das Indien seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs verstärkt russisches Öl einkauft, dass es wegen der westlichen Sanktionen zu einem günstigeren Preis bekommt. Indien helfe Russland damit, seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren und profitiere zugleich von dem günstigeren Kaufpreis. Die Regierung in Neu-Delhi hofft einem Insider zufolge darauf, dass Trump den Zusatzzoll überprüft und doch nicht erhebt. Sie weist die Anschuldigungen zurück und wirft der US-Regierung vor, mit zweierlei Maß zu messen. Dabei verweist sie auf weiter bestehende Handelsbeziehungen etwa der USA und von EU-Ländern mit Russland.

Die neuen Zölle bedrohen Tausende kleine Exporteure und viele Arbeitsplätze – auch im Heimatbundesstaat von Ministerpräsident Narendra Modi, Gujarat. Es wird erwartet, dass sie das Wachstum der am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaft der Welt beeinträchtigen. Eine unmittelbare Reaktion an den indischen Börsen blieb am Mittwoch aus, da diese wegen eines Hindu-Festes geschlossen waren. Am Dienstag hatten die Leitindizes jedoch den schlechtesten Handelstag seit drei Monaten verzeichnet, während die indische Landeswährung Rupie ihre Verlustserie den fünften Handelstag in Folge fortsetzte.

Wirtschaftsverbände schätzen, dass die Zölle fast 55 Prozent der indischen Warenexporte in die USA im Wert von 87 Milliarden Dollar betreffen könnten. Davon dürften Wettbewerber wie Vietnam, Bangladesch und China profitieren. “Kurzfristig sind bis zu zwei Millionen Arbeitsplätze gefährdet”, sagte der Chefökonom des Finanzhauses Anand Rathi, Sujan Hajra. Das Gesamtbild sei jedoch weniger düster: Indiens Exporteure seien breit aufgestellt. Die Binnennachfrage sei robust genug, um den Schlag abzufedern. Ein mit der Angelegenheit vertrauter Vertreter des indischen Handelsministeriums sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die von den Zöllen betroffenen Exporteure würden finanzielle Unterstützung erhalten. Sie würden zudem ermutigt, auf Märkte wie China, Lateinamerika und den Nahen Osten auszuweichen.

Der Zoll-Verschärfung waren fünf Runden ergebnisloser Verhandlungen vorausgegangen. Indien hatte gehofft, die Zölle auf 15 Prozent begrenzen zu können. Diesen Satz gewähren die USA anderen wichtigen Handelspartnern wie Japan, Südkorea und der Europäischen Union. Beide Seiten machten für das Scheitern der Gespräche politische Fehleinschätzungen und Missverständnisse verantwortlich.

Der Handelskonflikt belastet die Beziehungen zwischen den USA und Indien, die als wichtige Sicherheitspartner gemeinsame Bedenken gegenüber China teilen. Zudem könnte die Attraktivität Indiens als alternativer Produktionsstandort zu China Schaden nehmen. Das US-Außenministerium und das indische Außenministerium teilten am Dienstag in gleichlautenden Erklärungen mit, dass hochrangige Beamte beider Länder ihre Absicht bekräftigt hätten, die bilateralen Beziehungen weiter zu vertiefen.

(Bericht von David Lawder, Manoj Kumar, Trevor Hunnicutt und David Brunnstrom , geschrieben von Rene Wagner, redigiert von redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

tagreuters.com2025binary_LYNXMPEL7Q07N-VIEWIMAGE