Bertelsmann setzt auf das Ausland -Hälfte der Investitionen gehen in USA

Berlin (Reuters) – Trotz der geplanten Übernahme von Sky Deutschland durch die TV-Tochter RTL setzt Bertelsmann künftig verstärkt auf das Auslandsgeschäft.

“Die Internationalisierung von Bertelsmann geht weiter – der Umsatzanteil unserer Auslandsgeschäfte ist auf 74 Prozent gestiegen”, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. “Schon seit Jahren lenken wir erhebliche Investitionsmittel in die USA.” Dies seien etwa 50 Prozent “und ich gehe davon aus, dass das auch so bleiben wird”. Langfristig sehe man die USA als Markt positiv – “kurz- bis mittelfristig muss man sicherlich schauen”, sagte Rabe mit Hinweis auf die Zollpolitik und Abschottungstendenzen von US-Präsident Donald Trump. Neben den USA könnte Bertelsmann auch in Asien Geschäfte ausbauen, betonte der Manager.

Nordamerika ist derzeit – vor Frankreich und Deutschland – mit knapp 30 Prozent der größte Einzelmarkt des Medien-, Dienstleistungs- und Bildungsunternehmens aus Gütersloh. Allerdings will RTL den Pay-TV-Sender Sky Deutschland kaufen und damit den US-Streamingplattformen Netflix und Amazon Prime Paroli bieten. Mit den rund zwei Milliarden Euro Umsatz von Sky Deutschland werde der Heimatmarkt zunächst wieder der größte Einzelmarkt von Bertelsmann, gemessen am Anteil der Gesamterlöse, erläuterte Rabe. Er ist zugleich RTL-Chef. Diesen Job und den Vorstandsvorsitz bei Bertelsmann, den er seit 2012 innehat, wird Rabe spätestens Ende 2026 abgeben.

WERBESCHWÄCHE BREMST RTL

Operativ lief es im Konzern in den ersten sechs Monaten solide, wie Rabe betonte. Bertelsmann konnte trotz Gegenwind bei RTL seinen Umsatz leicht um 1,2 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro steigern, während der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) bei 1,25 Milliarden Euro verharrte. Dabei profitierte der Konzern von seiner breiten Aufstellung und konnte den durch das schwache Werbegeschäft bedingten Umsatz- und Gewinnrückgang bei der europäischen Fernsehkette RTL ausgleichen. Für Schwung sorgten etwa das Dienstleistungsgeschäft Arvato und die Investmentsparte. Unter dem Strich brach der Konzerngewinn indes um 52 Prozent auf 201 Millionen Euro ein, was Rabe vor allem mit Neubewertungen im Beteiligungsportfolio begründete. Hier habe es negative Währungseffekte von 144 Millionen Euro gegeben.

Finanzchef Rolf Hellermann erwartet für das Gesamtjahr einen weiterhin positiven Geschäftsverlauf. “Wir rechnen mit einem Wachstum beim Umsatz und operativen Ergebnis sowie einem Konzernergebnis von rund 1,5 Milliarden Euro.”

BERTELSMANN SETZT AUF KI

“Wir investieren weiter in Künstliche Intelligenz und haben mehrere Partnerschaften mit führenden KI Unternehmen geschlossen”, sagte Rabe. Das Management sehe in allen Geschäften großes Potenzial für Wachstum und Effizienz durch KI. Dies gelte vor allem für die TV- und Streaminggeschäfte, für Produktionsfirmen wie die RTL-Inhaltetochter Fremantle, personalisiertes Marketing und die Verwaltung. Künftig verspreche sich der Konzern hier Effizienzsteigerungen von mehreren Hundert Millionen Euro, sagte Rabe.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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