Frankfurt (Reuters) – Steigende Kurse im Rüstungs- und Pharmasektor haben die europäischen Börsen zum Wochenstart ins Plus gehievt.
Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montag gegen Mittag jeweils knapp ein halbes Prozent höher bei 23.984 und 5366 Punkten. Für Rückenwind sorgte unter anderem ein Plus von rund 1,5 Prozent bei den europäischen Rüstungswerten. Norwegen will seine Marine mit Fregatten aus britischer Produktion verstärken, was die Aktien von Anbietern wie Babcock, BAE Systems und Rolls-Royce um bis zu gut drei Prozent nach oben hievte.
Anleger griffen auch bei Novo Nordisk zu. Die Titel des dänischen Pharmakonzerns kletterten um rund drei Prozent und ließen den europäischen Branchenindex um fast ein Prozent steigen. Einer am Sonntag veröffentlichten Studie zufolge senkte Novos Abnehmspritze Wegovy das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod bei übergewichtigen Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 57 Prozent im Vergleich zu dem Konkurrenzprodukt Zepbound von Eli Lilly. Nordnet-Analyst Per Hansen zeigte sich jedoch zurückhaltend: “In Wirklichkeit haben Investoren diesen positiven Effekten keine größere Bedeutung beigemessen.” Der größte Treiber für den Aktienkurs bleibt dem Experten zufolge die gewichtsreduzierende Wirkung des Medikaments.
ZOLL-GERICHTSURTEIL LÄSST ANLEGER KALT
Für gute Laune am Aktienmarkt sorgte zudem die Hoffnung, dass der am Freitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht erneut überraschend schwach ausfällt und die US-Notenbank Fed zu einer Zinssenkung bewegt. Die Anfang August veröffentlichten Zahlen für Juli hatten eine deutliche Abkühlung gezeigt. “Obwohl die Inflations- und Wachstumsdaten nicht zwingend eine Zinssenkung erfordern, wäre derzeit wahrscheinlich eine deutliche positive Überraschung bei der Beschäftigung erforderlich, um die Fed von diesem Schritt abzuhalten”, sagte JP-Morgan-Experte Michael Feroli.
Die jüngsten Entwicklungen rund um die US-Handelspolitik spielten hingegen Experten zufolge keine entscheidende Rolle für den Markt. Ein US-Berufungsgericht hatte am Freitagabend die meisten der von Präsident Donald Trump verhängten Zölle für illegal erklärt. “Wir wissen, dass Donald Trump Mittel und Wege hat, die Zölle mithilfe anderer Instrumente und Regeln durchzusetzen”, sagte Ipek Ozkardeskaya, Chefanalystin der Swissquote Bank. Thomas Altmann von QC Partners verwies zudem auf die Tatsache, dass der Fall nun vor dem Obersten Gerichtshof der USA landen wird. Dort seien drei der neun Richter von Trump ernannt worden und drei weitere von seinem ebenfalls republikanischen Vorgänger George Bush. “Daraus ergibt sich zumindest mathematisch eine republikanische Mehrheit.”
SAISONAL SCHWACHER BÖRSENMONAT STEHT BEVOR
Die jüngsten Konjunkturdaten fielen unterdessen uneinheitlich aus. Der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie im August fiel mit 49,8 Punkten knapp unter den Analystenerwartungen aus. Das verarbeitende Gewerbe in der gesamten Euro-Zone wuchs hingegen etwas stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote im Euroraum sank im Juli indes auf 6,2 Prozent von 6,3 Prozent im Juni und damit genauso stark, wie von Experten prognostiziert.
Nun steht mit dem September den Anlegern ein saisonal eher schwacher Monat bevor. “Mit der Regierungskrise in Frankreich sowie Trumps immer heftigeren Attacken auf die Unabhängigkeit der Fed zeichnen sich zudem weitere potenziell belastende Themen ab”, sagten die Strategen der LBBW.
Von der Wall Street wird es zudem zum Wochenstart keine Impulse geben: Die US-Börsen bleiben feiertagsbedingt geschlossen. Deswegen dürften die Umsätze an den europäischen Börsen niedrig bleiben, sagte Experte Altmann. Niedrige Umsätze seien allerdings nicht automatisch mit niedriger Bewegung gleichzusetzen. Denn im dünnen Markt reichten schon wenige große Orders, um die Börsen nachhaltig zu bewegen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)