Kabul (Reuters) – Bei einem schweren Erdbeben im Osten Afghanistans sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 812 Menschen getötet worden.
Zudem seien bei den Erdstößen der Stärke sechs mehr als 2800 Menschen verletzt worden, teilte das Innenministerium der radikal-islamischen Taliban-Regierung am Montag mit. Die Zahl der Opfer in der abgelegenen Gegend könne noch weiter steigen, befürchteten die Behörden. Drei Dörfer in der Gebirgsregion wurden Bewohnern und Rettungskräften zufolge völlig zerstört, in mehreren anderen Orten sei erheblicher Schaden entstanden. Viele Häuser, die oft nur aus Lehm und Steinen bestehen, stürzten ein. Rettungseinheiten des Militärs suchten nach Überlebenden und flogen nach Angaben des Verteidigungsministeriums Hunderte Verletzte und Leichen aus. Auch erste internationale Hilfe traf ein. Es war das schwerste Beben in Afghanistan seit Juni 2022, als bei Erdstößen der Stärke 6,1 mindestens 1000 Menschen ums Leben kamen.
Das jüngste Erdbeben ereignete sich in einer Tiefe von zehn Kilometern und erschütterte das Gebiet kurz nach Mitternacht. Betroffen waren die an Pakistan grenzenden Provinzen Kunar und Nangarhar. In Afghanistan kommt es öfter zu Erdbeben.
INTERNATIONALE HILFE LÄUFT AN
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in der Hauptstadt Kabul bat um internationale Hilfe. “Wir brauchen sie, denn viele Menschen hier haben ihr Leben und ihr Heim verloren”, sagte er Reuters. China erklärte sich bereit, Katastrophenhilfe “entsprechend Afghanistans Bedürfnissen und im Rahmen der Möglichkeiten” zu leisten.
Indien lieferte nach eigenen Angaben 1000 Familienzelte nach Kabul und war dabei, 15 Tonnen Lebensmittel nach Kunar zu bringen. Weitere Hilfsgüter aus Indien sollen ab Dienstag folgen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres erklärte auf der Plattform X, der UN-Einsatz in Afghanistan bereite Hilfe für die zerstörten Gebiete vor.
Im vergangenen Jahr starben insgesamt mehr als 1000 Menschen bei einer Serie von Beben im Westen des Landes, das zu den ärmsten Nationen der Welt gehört. Zudem haben sich nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 zahlreiche internationale Hilfsorganisationen aus Afghanistan zurückgezogen.
(Bericht von Mohammad Yunus Yawar, Saeed Shah, Charlotte Greenfield, geschrieben von Christian Rüttger, Sabine Ehrhardt; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)