Taipeh (Reuters) – Taiwans Präsident Lai Ching-te hat die Militärparade in China zu einer scharfen Kritik an autoritären Führern genutzt.
“Die Definition von Faschismus ist weit gefasst”, schrieb Lai am Mittwoch auf seiner Facebook-Seite. “Er umfasst extremen Nationalismus, das Streben nach einer illusorischen Wiederbelebung der großen Nation, eine scharfe Kontrolle der Meinungsäußerung im Inland, die Unterdrückung der gesellschaftlichen Vielfalt, den Aufbau von Netzwerken der Geheimpolizei und einen offenkundigen Personenkult um autoritäre Führer.”
Lai reagierte damit auf die Militärparade in Peking, ohne diese direkt zu erwähnen. Dort feierte Chinas Präsident Xi Jinping gemeinsam mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un den 80. Jahrestag der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg.
Die kommunistische Regierung in Peking betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als abtrünnige Provinz und lehnt Präsident Lai als “Separatisten” ab. Dessen wiederholte Gesprächsangebote hat China zurückgewiesen und den militärischen Druck auf die Insel massiv erhöht.
Lai verwies darauf, dass der General der Republik China, Hsu Yung-chang, die Kapitulation Japans im Namen Chinas unterzeichnet habe. Es sei “erfreulich”, dass die ehemaligen Achsenmächte seitdem alle zu Demokratien geworden seien. Nach der Niederlage im Bürgerkrieg gegen die Kommunisten unter Mao Zedong floh die Regierung der Republik China 1949 nach Taiwan.
Während der Parade in China gedachte Lai bei einer Zeremonie in der Hauptstadt Taipeh der für die Republik China gefallenen Soldaten. Die Regierung hatte die Bevölkerung aufgerufen, nicht an der Parade in Peking teilzunehmen. Prominenteste Teilnehmerin aus Taiwan war Hung Hsiu-chu, die frühere Vorsitzende der größten Oppositionspartei Kuomintang (KMT). Die KMT, die während des Krieges gegen Japan die Regierungspartei der Republik China war, entsandte jedoch keine offizielle Delegation nach Peking.
(Bericht von Ben Blanchard, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)