Zinsfantasie stützt Europas Börsen – US-Arbeitsmarkt im Blick

Frankfurt (Reuters) – Die Aussicht auf sinkende US-Zinsen hat Europas Aktienmärkte am Donnerstag gestützt.

Der Dax legte am Mittag 0,4 Prozent auf 23.692 Punkte zu, während der EuroStoxx50 bei 5322 Zählern auf der Stelle trat. “Investoren haben zwingende Gründe, weiterhin risikofreudig zu bleiben”, sagte Analyst Thilan Wickramasinghe von der Maybank in Singapur. “Die Zahl der offenen Stellen in den USA hat ein Zehn-Monats-Tief erreicht, und das verstärkt den Druck auf die Fed, die Zinsen in diesem Monat zu senken – ein optimistisches Signal, auf das die Märkte gewartet haben.” An den Finanzmärkten wird fest damit gerechnet, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am 16. und 17. September die Zinsen um einen Viertelprozentpunkt senken wird.

Einen Tag vor dem offiziellen US-Arbeitsmarktbericht blieben viele Anleger jedoch lieber in Deckung. “Sollten die Arbeitsmarktdaten zu stark ausfallen und sich die Inflation in der kommenden Woche als zu heiß erweisen, kann die Fed nicht in einen Modus schneller Zinssenkungen umschalten”, warnte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. Am Nachmittag werden die Daten zum Stellenaufbau im Privatsektor des Anbieters ADP erwartet. Auch am Devisenmarkt gingen die Anleger wenig Risiken ein. Der Dollarindex, der die US-Währung gegenüber anderen wichtigen Währungen abbildet, notierte leicht höher bei 98,22 Punkten. Gold-Anleger machten nach dem jüngsten Rekordlauf Kasse. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 3535 Dollar je Feinunze.

PORSCHE FLIEGT AUS DEM DAX – PRO7 IN ITALIENISCHER HAND

Für Gesprächsstoff auf dem Frankfurter Börsenparkett sorgten die von der Deutsche-Börse-Tochter ISS Stoxx beschlossenen Indexänderungen. Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche AG und der Laborausrüster Sartorius müssen den Dax verlassen. Porsche-Aktien traten mehr oder weniger auf der Stelle, Sartorius gaben 0,9 Prozent nach. Für die beiden Werte rücken der Anlagenbauer GEA und der Betreiber des Immobilienportals “Immoscout”, Scout, nach. Deren Aktien gewannen 0,8 und 1,4 Prozent. “Der Dax geht mit der Zeit und das hat auch etwas Gutes”, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. “Immerhin scheiden schlechte Aktien aus, während starke nachrücken.” Wirksam werden die Indexänderungen zum 22. September.

Bei ProSiebenSat.1 hält die italienische MFE-Holding nun eine deutliche Mehrheit und kann den geplanten Umbau des TV-Konzerns bald angehen. Nach dem Ende des Übernahme-Angebots an die Aktionäre samt Nachfrist kommt MFE-MediaForEurope (MFE) auf einen Anteil von 75,61 Prozent. Die Aktien von ProSiebenSat.1 stiegen um 3,9 Prozent.

AIRLINES FLIEGEN AUS DEN DEPOTS

Europaweit gerieten Tourismus- und Reiseaktien unter Druck. Die britische Billigfluglinie Jet2 löste mit einem skeptischeren Blick auf das Gesamtjahr einen Kursrutsch aus. Die Titel brachen in London zeitweise um knapp ein Viertel ein. Die Aktien von Easyjet, der British-Airways-Mutter IAG, Wizz Air und Ryanair verloren zwischen 1,6 und 3,8 Prozent. TUI-Papiere büßten 2,6 Prozent ein. Der Branche machen verzögerte Buchungen für den Sommer und sinkende Preise zu schaffen.

Enttäuschende Studiendaten zum Medikamentenkandidaten Amlitelimab brockten Sanofi einen Kurssturz von mehr als neun Prozent ein. Die Wirksamkeit des Mittels gegen Neurodermitis sei den Daten zufolge schwächer als erwartet, erläuterten die Analysten von JP Morgan.

Aufwärts ging es für Aktien von Energiekonzernen. RWE gewannen 2,3 Prozent, nachdem die Analysten von Bernstein die Bewertung auf “Outperform” von “Market Perform” anhoben.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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