IfW rechnet 2025 nur noch mit Mini-Wachstum – “Wirtschaft wartet auf Impulse”

Berlin (Reuters) – Als erstes großes Wirtschaftsforschungsinstitut hat das Kieler IfW seine Konjunkturprognose für Deutschland gesenkt.

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr lediglich um 0,1 Prozent wachsen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Herbstprognose des Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Im Juni hatte es noch ein Plus von 0,3 Prozent vorausgesagt. Für das kommende Jahr senkten die Ökonomen ihre Schätzung von 1,6 auf 1,3 Prozent und für 2027 erwarten sie plus 1,2 Prozent. In den beiden vergangenen Jahren war Europas größte Volkswirtschaft geschrumpft.

“Die deutsche Wirtschaft wartet auf Impulse”, schrieben die Forscher. “Die Kräfte für einen selbsttragenden Aufschwung bleiben schwach.” Die Konjunkturindikatoren hätten sich zwar stabilisiert, während sich die Geschäftsaussichten in Erwartung staatlicher Ausgabensteigerungen sogar recht deutlich verbesserten. “Viel mehr als eine Seitwärtsbewegung der Wirtschaftsleistung zeichnet sich bis zum Jahresende jedoch nicht ab, zumal die US-Zollpolitik belastet”, hieß es. Die hohen Zölle verteuern deutsche Waren beim wichtigsten Exportkunden USA.

Ab dem nächsten Jahr werde die Bundesregierung ihre neuen finanzpolitischen Spielräume zunehmend nutzen. “Wir rechnen damit, dass die expansive Finanzpolitik die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts im kommenden Jahr um etwa 0,6 Prozentpunkte erhöht”, erklärte das IfW. Werde berücksichtigt, dass insbesondere 2026 die Zuwachsrate durch die höhere Zahl an Arbeitstagen beflügelt werde (0,3 Prozentpunkte), bleibe das Expansionstempo gering.

“Auf dem Arbeitsmarkt wird mit der wirtschaftlichen Belebung eine Kehrtwende einsetzen”, sagt das Institut voraus. Die Arbeitslosenquote soll von 6,3 Prozent im laufenden Jahr auf 5,8 Prozent 2027 sinken. Das Staatsdefizit werde von zwei Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr auf 3,5 Prozent 2027 steigen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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