– von Nick Carey
München (Reuters) – Auf der Automesse IAA geht kein Weg an ihnen vorbei: Chinesische Autobauer wie BYD, Leapmotor, Changan oder Xpeng zeigen mit ihren Auftritten in München, dass sie es ernst meinen mit ihrem Markteintritt in Europa.
Ihre Testfahrzeuge sind in der ganzen Stadt zu sehen, die Messestände ziehen sowohl in der Innenstadt als auch auf dem Messegelände die Aufmerksamkeit an sich. “Wir sind in Europa, um zu bleiben”, sagte Stella Li, die Nummer zwei beim chinesischen Autobauer BYD.
“Alles, was wir tun, fängt mit den Anforderungen des europäischen Kunden an”, sagte Wei Haigang, bei GAC zuständig für das internationale Geschäft. Das Unternehmen zeigte bei der Messe das Elektro-SUV Aion V, das noch in diesem Monat in Polen, Portugal und Finnland auf den Markt kommt, sowie den Aion UT, der im kommenden Jahr folgen soll. “Das heißt, in Europa für Europa.” Auch in den Pressekonferenzen der chinesischen Luxusmarke Hongqi und des führenden Exporteurs Chery war dieser Slogan zu hören.
Er erinnert an das, was die deutschen Autobauer über ihr China-Geschäft sagen. “Sie verwenden das gleiche Drehbuch wie die Deutschen in China”, sagte Tu Le, Gründer der Beratungsgesellschaft Sino Auto Insights. “In China für China”, das ist bei Europas führendem Autobauer Volkswagen die Strategie, um das Blatt in der Volksrepublik zu wenden und nach einem Absatzminus von fast einem Viertel zwischen 2020 und 2024 wieder Fuß zu fassen. Es bedeutet, Fahrzeuge für den chinesischen Markt in der Volksrepublik zu entwickeln und zu bauen. Auf diese Weise hoffen VW, aber auch BMW und Mercedes-Benz, besser den Geschmack der Kunden zu treffen.
Denn was für Kunden in China wichtig ist, ist in Europa nachrangig und umgekehrt. Fahrerassistenzsysteme müssen etwa auf den Stadtverkehr in den chinesischen Megastädten angepasst werden, hohe Geschwindigkeiten wie auf der deutschen Autobahn spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Viele chinesische Käufer achten zudem stark auf Infotainment-Systeme, mit denen sie im Stau Filme ansehen oder Spiele spielen können. In Europa sind dagegen im Schnitt kleinere Autos gefragt, die besser mit den engen Straßen zurecht kommen.
Brian Gu, Vizepräsident beim chinesischen Hersteller Xpeng, betonte, dass sein Unternehmen noch in dieser Woche ein Entwicklungszentrum in München eröffnet. Xpeng lege einen Schwerpunkt darauf, mit mehr Investitionen vor Ort die Grundlagen für eine langfristige Marktpräsenz zu legen, sagte er. Hongqi, das zum chinesischen Staatskonzern FAW gehört, ist indes schon seit Jahren in Europa präsent. Hongqi-Chefdesigner Giles Taylor sagte bei der Vorstellung des elektrischen EHS5, sein Unternehmen betreibe seit sieben Jahren ein Entwicklungszentrum in Europa, das sich darauf konzentriere, Autos für europäische Kunden zu entwickeln.
Doch bislang gehe es den Herstellern nur um kleinere Änderungen an den chinesischen Modellen, sagte Pedro Pachego, Vizepräsident für das Analysegeschäft bei der Beratungsgesellschaft Gartner. Der Experte verwies auf Toyota: Der Absatz des japanischen Autokonzerns zog erst dann an, als 1997 mit dem Yaris ein spezifisch für den europäischen Markt entwickeltes Modell in die Schaufenster der Autohäuser kam. “Wo ist der Unterschied, um den Geschmack der europäischen Verbraucher zu treffen”, sagte er. “Das fehlt noch.”
(Geschrieben von Christina Amann, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)