Spohr: Lufthansa kommt mit Wende zum Besseren voran

Frankfurt (Reuters) – Die Lufthansa lässt ihre Phase mit massiven Flugausfällen und verärgerten Kunden dank neuer Produkte und besserer Organisation allmählich hinter sich.

Auch 2025 und 2026 seien noch Übergangsjahre zu einer höheren Leistungsfähigkeit, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Dienstagabend beim Medientreff des Unternehmens in Frankfurt. “Ich glaube auch sagen zu können, dieser Wendepunkt 2025 ist gelungen.” Der Flugbetrieb sei stabiler mit nur noch einem Prozent Flugstreichungen, die Kundenzufriedenheit dadurch gestiegen.

Nach dem Lieferstau bei Airbus und Boeing in den vergangenen Jahren kommen bis Ende nächsten Jahres 60 neue Flugzeuge in die Flotte, fast jede Woche eines. Mit der neuen Kabinenausstattung “Allegris” mit bequemeren Sitzen in allen Klassen, weniger Treibstoffverbrauch und damit Kosten soll die Modernisierung die Profitabilität verbessern. “Wir werden dieses Jahr auch zum Schluss ein finanzielles Ergebnis ausweisen, was signifikant über dem Vorjahr liegt”, sagte Spohr.

KOSTEN WEITER SENKEN

Auch die kriselnde Kernmarke Lufthansa mache Fortschritte dabei, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern, erklärte der Lufthansa-Chef. Im vergangenen Jahr machte die wichtigste Fluglinie des Konzerns sogar Verlust. Das Management startete deshalb ein Programm, das bis 2028 das Betriebsergebnis um brutto 2,5 Milliarden Euro verbessern soll. Der Turnaround der Haupt-Airline sei strategisch essenziell, betonte Spohr. “Er kommt voran.” Die klassische Fluglinie sei aber noch immer zu teuer, deshalb treibe der Konzern das Wachstum bei den günstiger arbeitenden Airlines Discover und City Airlines voran. “Wir würden uns wünschen, dass wir diese Kosten senken können”, sagte Spohr. Er hofft auf eine Lösung im Tarifstreit mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), wo gerade um eine höhere Betriebsrente gerungen wird. Die Verhandlungen sind vor Kurzem gescheitert, die VC bereitet gerade einen Streik vor.

Im gesamten Konzern will Spohr durch eine neue Organisations- und Managementstruktur mehr Effizienz erreichen. Details dazu sollen auf einem Kapitalmarkttag am 29. September vorgestellt werden. Prozesse, die die Kunden nicht sehen, sollen zunehmend vereinheitlicht werden in der Gruppe von 14 Flugbetrieben – darunter die Netzwerk-Airlines Swiss, Austrian und Brussels Airlines. “Und so glauben wir, dass wir wirklich von einer Gruppe von Airlines uns entwickeln noch mehr zu einer Airline-Gruppe.” Der Kunde bekomme künftig bessere, integrierte Angebote. Die Aktionäre sollen eine höhere Rendite sehen, das Unternehmen an Investitionsfähigkeit gewinnen.

Die Lufthansa schiebt schon länger das Ziel einer Marge von acht Prozent vor sich her. Der britisch-spanische Luftfahrt-Konzern IAG verdient traditionell einige Prozentpunkte mehr. Airline-Analyst Alex Irving vom Investmenthaus Bernstein erklärte, die Lufthansa müsse jetzt einen glaubwürdigen Plan zur Lösung ihrer Probleme vorlegen. Schon früher hätten Initiativen zur Vereinfachung oder zu Investitionen in Digitalisierung nicht die erhoffte höhere Profitabilität gebracht. Die Airline-Gruppe habe zum einen ein Produktivitätsproblem, weil sie das Angebot zur Stabilisierung des Betriebs reduzierte, das Flugpersonal aber nicht. Zum anderen betreibe sie mit der Boeing 777X bald sieben Großraumflugzeug-Familien. Das macht den Betrieb komplex und geht mit höheren Wartungskosten einher. “Wir müssen erst Beweise dafür sehen, dass die Trendwende funktioniert.”

(Weitere Reporterin: Joanna Plucinska, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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