Europäische Börsen nehmen Fahrt auf – Fed im Blick

Frankfurt (Reuters) – Angetrieben durch den Rüstungssektor und Banken haben die europäischen Aktienmärkte zum Wochenstart zugelegt.

Der Dax stieg am Montag um 0,7 Prozent auf 23.855 Punkte, der EuroStoxx50 zog um ein Prozent auf 5443 Zähler an. Der Einstieg in den Bau von Kriegsschiffen mit der Übernahme der Militärsparte der Bremer Lürssen-Gruppe hievte die Aktie von Rheinmetall auf ein Allzeithoch und gab einmal mehr dem Rüstungssektor Auftrieb. Dagegen perlte die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs durch die US-Ratingagentur Fitch an den Finanzmärkten ab. “Am Markt und bei den Beobachtern war der Schritt der Agentur zuvor weitgehend erwartet worden”, konstatierten die Analysten der LBBW Bank.

“Nicht erst Fitch wies darauf hin, dass die Steuerbelastung in Frankreich schon heute zu den höchsten unter den Industrieländern gehört.” Fitch hatte die Bonitätsnote für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone am späten Freitagabend von “AA-” auf “A+” gesenkt und den Schritt mit der politischen Instabilität und der steigenden Verschuldung des Landes begründet. Der Euro zeigte sich weitgehend unbeeindruckt. Die Gemeinschaftswährung gab zunächst leicht um 0,1 Prozent auf 1,1717 Dollar nach, bevor sie sich wieder erholte.

WARTEN AUF FED-ZINSENTSCHEID

Analysten wiesen darauf hin, dass die Haushaltssorgen in Frankreich zwar die Kursgewinne des Euros kurzfristig begrenzen könnten, es jedoch unwahrscheinlich sei, dass sie zu einer nennenswerten Abwertung der Währung führen. Hintergrund sei vor allem die Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik der US-Notenbank und die schwindenden Aussichten auf weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank. Die Geldmärkte preisen eine Zinssenkung der Fed um 25 Basispunkte an diesem Mittwoch vollständig ein. Die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 50 Basispunkte sehen sie bei rund sechs Prozent.

“Um einen Einfluss auf die Währungen zu haben, muss Powell den Markt übertrumpfen, indem er recht deutliche Hinweise auf nachfolgende Zinssenkungen gibt”, sagte Carol Kong, Währungsstrategin bei der Commonwealth Bank of Australia. Ebenso wichtig wie der eigentliche Zinsschritt werden die Prognosen der Fed-Mitglieder für die Zinssätze und die Leitlinien des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell sein, um das Ausmaß und das Tempo weiterer Lockerungen einzuschätzen.

RHEINMETALL GLÄNZT MIT ZUKAUF

Bei den Einzelwerten schob sich Rheinmtall ins Rampenlicht. Die Aktien des Rüstungskonzerns zogen in der Spitze um 2,8 Prozent auf ein frisches Allzeithoch von 1949 Euro an, nachdem der Düsseldorfer Konzern mitgeteilt hat, sich mit Lürssen auf die Eckpunkte einer Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) geeinigt zu haben. “Mit der Übernahme der Marinesparte der traditionsreichen Familie Lürssen steigt das Unternehmen in die Marineschifffahrt ein und fügt dem aktuell sehr erfolgreichen Geschäftsverlauf und -ausblick ein weiteres Kapitel hinzu”, kommentierte RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar.

Der Verteidigungssektor stieg um 1,5 Prozent und führte damit die Sektorgewinne an. Seit Jahresanfang haben Aktien der Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungsbranche um knapp 65 Prozent zugelegt. Auch bei Bank-Aktien griffen Anleger erneut zu. Die Aktien der UBS zogen in der Spitze um 1,8 Prozent an. Die Schweizer Großbank erwägt einem Zeitungsbericht zufolge als Reaktion auf geplante neue Kapitalanforderungen der Regierung in Bern einen Umzug in die USA. Führende Manager der UBS hätten sich mit Vertretern der US-Regierung von Präsident Donald Trump getroffen, um einen Strategiewechsel vorzubereiten, berichtete die “New York Post” am Wochenende unter Berufung auf Insider. Dieser könnte auf eine Übernahme einer US-Bank oder eine Fusion hinauslaufen.

Gefragt waren auch französische Banken wie SocGen und BNP Paribas, deren Anteilsscheine jeweils um rund zwei Prozent zulegten. Der französische Leitindex CAC 40 stieg in der Spitze um 1,3 Prozent und machte damit den Großteil seiner Verluste seit Ende letzten Monats wieder wett, als die Sorgen um die Stabilität der französischen Regierung hochgekocht waren. “Der CAC 40 reagiert nicht wirklich auf eine Zinsentscheidung von Fitch”, sagte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. “Der Grund dafür ist, dass der Optimismus hinsichtlich der Zinssenkungen der Fed derzeit auf den globalen Finanzmärkten, einschließlich der französischen Aktien, widerhallt.”

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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