Europas Börsen vor Fed-Entscheid im Plus – Nervosität wächst

Frankfurt (Reuters) – Nach dem jüngsten Kursrutsch haben sich einige Anleger am Mittwoch wieder mit europäischen Aktien eingedeckt.

Wegen des anstehenden US-Zinsentscheids hielten sie sich mit größeren Käufen jedoch zurück. Dax und EuroStoxx50 stiegen am Vormittag um jeweils etwa 0,3 Prozent auf 23.421 beziehungsweise 5386 Punkte. Am Dienstag hatten sie um bis zu 1,8 Prozent nachgegeben.

Da eine Zinssenkung der US-Notenbank um einen Viertelprozentpunkt unter Börsianern als ausgemacht gilt, richten sie ihre Aufmerksamkeit auf die anschließende Pressekonferenz des Fed-Chefs Jerome Powell. Anleger spekulierten auf insgesamt fünf weitere Schritte in den kommenden Monaten, sagte Anlagestrategin Laura Cooper vom Vermögensverwalter Nuveen. Sollte sich Powell zurückhaltend zu den geldpolitischen Aussichten äußern, könne die aktuelle Feierlaune in Katerstimmung umschlagen. Die Wall Street war in Erwartung einer lockereren US-Geldpolitik in den vergangenen Wochen von Rekordhoch zu Rekordhoch geeilt.

Anlagestratege Thierry Wizman von der Bank Macquarie bezweifelte, dass Powell klare Hinweise auf eine Serie von Zinssenkungen liefert. Dies werde voraussichtlich nicht nur an den Aktienmärkten einen Ausverkauf auslösen, sondern auch bei Gold. Der Dollar werde dagegen aufwerten.

GOLD UND EURO NAHE IHREN JÜNGSTEN HOCHS – KUPFER BILLIGER

Die “Anti-Inflationswährung” Gold verbilligte sich am Mittwoch zwar um 0,7 Prozent. Mit 3663 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) blieb sie jedoch in Schlagdistanz zu ihrem jüngsten Rekordhoch von 3702,95 Dollar. Ähnlich entwickelte sich der Euro. Er verbilligte sich auf 1,1847 Dollar, nachdem er am Dienstag auf ein Vier-Jahres-Hoch von 1,1868 Dollar geklettert war.

Abwärts ging es auch mit dem Kupferpreis. Das Industriemetall verbilligte sich an der Londoner Metallbörse LME um 1,4 Prozent auf 9984 Dollar je Tonne. Der chinesische Terminkontrakt verlor 0,7 Prozent auf umgerechnet 11.338 Dollar. Wegen der vergleichsweise hohen Preise zögerten chinesische Kunden mit Bestellungen, schreiben die Analysten des Brokerhauses Maike Futures. Die Volksrepublik ist der weltgrößte Abnehmer für Kupfer.

SAP AUF ERHOLUNGSKURS – PROSIEBEN AUF TALFAHRT

Einer der Haupttreiber der aktuellen Dax-Gewinne war die Rally des Index-Schwergewichts SAP. Nach einem vorangegangenen Ausverkauf legten die Titel des Softwarekonzerns 3,5 Prozent auf 218,30 Euro zu. In den vorangegangenen sechs Wochen hatten sie gut 16 Prozent verloren und waren am Dienstag auf ein Elf-Monats-Tief von 210,95 Euro gefallen. Analyst Charles Brennan von der Investmentbank Jefferies verwies auf ein Hintergrundgespräch mit SAP-Finanzchef Dominik Asam. Demzufolge werde der Auftragseingang für das wichtige Cloud-Geschäft wohl besser ausfallen als vom Markt bislang erwartet. Das Walldorfer Unternehmen will am 22. Oktober seine Quartalsergebnisse vorlegen.

Die Aktien von ProSiebenSat.1 brachen dagegen um bis zu 7,5 Prozent auf 5,69 Euro ein und waren damit so billig wie zuletzt vor einem knappen halben Jahr. Die TV-Senderkette hat die Hoffnung auf eine Erholung der Konjunktur aufgegeben und ihre Jahresziele heruntergeschraubt. Das angepeilte operative Ergebnis liege mit 420 bis 470 Millionen Euro etwa 15 Prozent unter den bisherigen Markterwartungen, sagte DZ Bank-Analyst Armin Kremser. Die Aktien der ProSieben-Mutter MFE rutschten in Mailand zeitweise um mehr als sechs Prozent ab.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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