Berlin (Reuters) – Die für das Schuldenmanagement des Bundes zuständige Finanzagentur will nach Rücksprache mit Investoren keine Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 50 Jahren herausgeben.
Man habe “sehr intensiv mit vielen Investoren, aber auch Banken” die mögliche Nachfrage für diesen Bereich analysiert, sagte Finanzagentur-Geschäftsführer Tammo Diemer am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Das Ergebnis laute, dass es nur eine sehr isolierte strukturelle Nachfrage nach 50-jährigen Bundeswertpapieren gebe. “Das heißt: Der Bund wird keine 50-jährigen Anleihen begeben”, sagte Diemer. Der Bund werde sich mit den bisher bekannten Instrumenten refinanzieren. Im Juni hatte Diemer gesagt, dass die internen Voraussetzungen für dieses Segment geschaffen worden seien.
“Was wir erleben, ist eine gute Nachfrage in Bundeswertpapieren, insbesondere im ganz langen Laufzeitenbereich von Zentralbanken”, sagte Diemer. Ob dahinter bisherige Investoren von Dollar-Anleihen steckten, lasse sich nicht deutlich erkennen. Es gebe hier bestenfalls “anekdotische Anzeichen” für solche Bewegungen.
Diemer zufolge profitiert der Bund von der politischen und Haushaltskrise in Frankreich in Form einer guten Nachfrage nach seinen Papieren. Wann immer das Bedürfnis bestehe, Geld in einen sicheren Hafen zu bringen, profitierten Bundeswertpapiere davon. “Und das konnten wir jetzt auch in den letzten Wochen sehen”, sagte Diemer.
Die US-Ratingagentur Fitch bewertet die Kreditwürdigkeit von Frankreich wegen der politischen Krise und steigender Schulden so schlecht wie noch nie. Sie senkte vergangene Woche ihre Bonitätsnote für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone auf A+ von zuvor AA-. Damit wird Käufern von französischen Staatsanleihen aber immer noch “ein sehr geringes Ausfallrisiko” für ihr Investment bescheinigt. Ein schlechteres Bonitätszeugnis könnte aber die Kosten für die Refinanzierung der Staatsschulden erhöhen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)