Medien-Gewerkschaften werfen US-Regierung wegen Aus von Kimmel-Show Zensur vor

Los Angeles (Reuters) -In den USA sorgt die Absetzung der Late-Night-Show “Jimmy Kimmel Live” durch den zum Disney-Konzern gehörenden Sender ABC für scharfe Kritik aus der Medienbranche. Künstler- und Autorengewerkschaften warfen dem Präsidialamt und dem Sender einen Angriff auf die Redefreiheit und staatliche Zensur vor. ABC hatte zuvor die Sendung auf unbestimmte Zeit abgesetzt und dies mit Äußerungen des Moderators über den tödlichen Anschlag auf den rechtskonservativen Aktivisten Charlie Kirk begründet. Kritiker befürchten, die Regierung von Präsident Donald Trump könne die Tat als Vorwand benutzen, um gegen unliebsame Personen und Organisationen vorzugehen.

Die Gewerkschaften der Autoren und Schauspieler verurteilten den Schritt am Mittwochabend scharf. “Was wir unterschrieben haben – so schmerzhaft es manchmal auch sein mag – ist die befreiende Übereinkunft, unterschiedlicher Meinung zu sein”, hieß es in einer Erklärung der US-Drehbuchautorengewerkschaft Writers Guild of America. “Schande über diejenigen in der Regierung, die diese grundlegende Wahrheit vergessen. Was unsere Arbeitgeber angeht: Unsere Worte haben euch reich gemacht. Uns zum Schweigen zu bringen, macht die ganze Welt ärmer.” Die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA erklärte, die Entscheidung sei “die Form von Unterdrückung und Vergeltung, die die Freiheiten aller gefährdet”. Der Schauspieler Ben Stiller kommentierte die Absetzung der Kimmel-Show auf der Online-Plattform X mit den Worten: “Das ist nicht richtig.” Die Musikergewerkschaft sprach von “staatlicher Zensur”.

Kimmel, der als scharfer Kritiker Trumps gilt, hatte am Montag in seiner Sendung gesagt, die Verbündeten Kirks nutzten dessen Tod, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Trumps Trauerbekundung verglich er damit, “wie ein Vierjähriger einen Goldfisch betrauert”. Daraufhin hatte die Nexstar Media Group angekündigt, die Sendung auf ihren 32 ABC-Tochtersendern nicht mehr auszustrahlen. Der von Trump eingesetzte Chef der US-Medienaufsichtsbehörde FCC forderte lokale Sender ebenfalls auf, die Show abzusetzen. “Wir können das auf die leichte oder die harte Tour machen”, sagte Brendan Carr einem konservativen Podcaster und deutete Ermittlungen und mögliche Geldstrafen an. Er lobte Nexstar und sagte, es sei wichtig, dass Sender gegen Disney-Programme vorgingen, die nicht den gesellschaftlichen Werten entsprächen.

Der 31-jährige Kirk galt als wichtiger Unterstützer von Trump und als dessen Sprachrohr für die Jugend. Er wurde während einer Rede vor 3000 Menschen auf einem Universitätscampus im Bundesstaat Utah erschossen. Die Tat, die in Videoclips festgehalten wurde und sich im Internet verbreitete, löste parteiübergreifend Verurteilungen politischer Gewalt aus, führte jedoch auch zu gegenseitigen Schuldzuweisungen. Ein 22-jähriger Tatverdächtiger wurde wegen Mordes angeklagt, sein genaues Motiv ist noch unklar.

(Bericht von Dawn Chmielewski, geschrieben von Philipp Krach, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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