Berlin (Reuters) -Nach der Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den italienischen Mehrheitseigner MFE stellt sich der Aufsichtsrat des deutschen Fernsehkonzerns neu auf. Vertreter, die dem ehemaligen Großaktionär PPF direkt oder indirekt zugeordnet werden, verlassen das Kontrollgremium, wie ProSiebenSat.1 am Donnerstag mitteilte. PPF-Managerin Klára Brachtlová und Christoph Mainusch, den die tschechische PPF-Gruppe vorgeschlagen hatte, legen demnach ihr Aufsichtsratsmandat mit Wirkung zum Donnerstag nieder.
ProSiebenSat.1 kündigte an, zeitnah die gerichtliche Bestellung von zwei neuen Mitgliedern des Kontrollgremiums zu beantragen. Hierbei plane man, die neue Aktionärsstruktur – mit MFE als klarer Mehrheitsaktionärin – angemessen abzubilden. Die Holding MediaForEurope (MFE) der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi hält nach ihrem Übernahmeangebot gut 75 Prozent an der bayerischen Senderkette und hatte bereits angekündigt, dass sich dies auch im Aufsichtsrat widerspiegeln sollte.
PPF wollte seinen Anteil an ProSiebenSat.1 eigentlich auf knapp 30 Prozent mit einem eigenen Aktienkaufangebot an die Aktionäre ausbauen, scheiterte damit aber. Die Tschechen warfen das Handtuch und dienten ihre eigenen Aktien den Italienern an.
MFE hat seit 2019 ihren Anteil bei ProSiebenSat.1 stetig ausgeweitet. Sie wollen die Bayern in ihre Zukunftspläne einbauen, um den Streaming-Riesen aus den USA wie Netflix oder Amazon Prime Paroli zu bieten. MFE setzt auf ein lokales Angebot mit heimischer Produktion für ProSiebenSat.1, mit mehr Nachrichten, mehr Unterhaltungssendungen, mehr Fernsehserien und mittelfristig mit weniger zugekauften Formaten.
(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)