Washington (Reuters) – Die erste Zinssitzung mit dem Vertrauten von US-Präsident Donald Trump ist laut einem amerikanischen Notenbanker unspektakulär verlaufen.
Die Anwesenheit des neuen Fed-Direktors Stephen Miran habe der Sitzung keine politische Note verliehen, sagte der Chef des Fed-Bezirks Minneapolis, Neel Kashkari, dem Sender CNBC am Freitag. Politik habe bei der Sitzung auch keine Rolle gespielt. Er verwies darauf, dass es in dem für die Zinspolitik zuständigen Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve immer wieder zu personellen Wechseln komme: “Bemerkenswert an dieser Sitzung war, wie unauffällig sie war”, fügte er hinzu.
Miran war diese Woche vom Weißen Haus ins Fed-Direktorium gewechselt, um eine vakant gewordene Stelle auszufüllen. Der für diese Zeit beurlaubte Wirtschaftsberater Trumps konnte nach der Bestätigung im Senat im Eilverfahren somit erstmals über den Leitzins mit abstimmen: Er votierte als einziges FOMC-Mitglied für eine kräftigere Senkung um einen halben Prozentpunkt. Die Fed entschloss sich hingegen, den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt nach unten zu setzen. Der Schlüsselsatz liegt nunmehr im Bereich von 4,00 bis 4,25 Prozent. Trump hat den unabhängigen Zentralbankchef immer wieder mit Kritik überzogen und zu kräftigen Zinssenkungen gedrängt.
Der Präsident hatte Miran für den freigewordenen Sitz im Fed-Direktorium nominiert und erklärt, dieser solle das Amt bis zum 31. Januar 2026 ausüben. Ein dauerhafter Nachfolger werde noch gesucht werden. Der Sitz war durch den kurz zuvor erklärten und überraschenden Rücktritt von Adriana Kugler frei geworden, die eigentlich noch bis Ende Januar 2026 im Amt hätte bleiben sollen. Miran soll nun ihre restliche reguläre Amtszeit absolvieren.
“GROSSARTIGER KONSENS”
Notenbank-Chef Jerome Powell machte nach der Zinssitzung deutlich, dass Mirans Forderung nach einer XL-Senkung im FOMC keinen Anklang gefunden habe. Kashkari sagte, Powell sei es gelungen, einen “großartigen”, wenn auch nicht perfekten Konsens herzustellen: “Ich denke, das ist sein Verdienst.”
Neben verbalen Attacken auf Powell hat Trump auch versucht, Fed-Direktorin Lisa Cook zu feuern. Ein Berufungsgericht in Washington lehnte es jedoch vorerst ab, Trump die Entlassung zu gestatten. Der Fall Cook hat an den Finanzmärkten Sorgen um die Unabhängigkeit der Fed ausgelöst. Cook konnte an der Sitzung teilnehmen und votierte für den Zinsschritt nach unten.
(Bericht von Kirsten Donovan, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)