Frankfurt (Reuters) – Ermuntert von den jüngsten Kursrekorden an der Wall Street haben sich einige Anleger am Freitag weiter mit europäischen Aktien eingedeckt.
“Die Hausse nährt die Hausse und alle Skeptiker der Rally werden täglich auf eine neue Probe gestellt”, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Mit größeren Käufen hielten sich Investoren vor dem geplanten Gespräch zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping jedoch zurück. Trump und Xi wollen unter anderem über die gegenseitigen Einfuhrzölle sowie die Zukunft der chinesischen Videoplattform TikTok in den USA beraten.
Dax und EuroStoxx50 rückten am Vormittag jeweils etwa ein halbes Prozent auf 23.760 beziehungsweise 5491 Punkte vor. Am Donnerstag hatten sie in Reaktion auf die Leitzinssenkung in den USA rund eineinhalb Prozent zugelegt. In Japan hievten die positiven Vorgaben der Wall Street den Leitindex Nikkei zeitweise auf ein Rekordhoch von 45.852,75 Zählern. Die geldpolitischen Entscheidungen der Bank von Japan (BoJ) drückten ihn anschließend jedoch ins Minus.
Die japanische Notenbank tastete den Schlüsselsatz zwar nicht an, kündigte aber den Verkauf von börsennotierten Fonds (ETFs) und anderen Wertpapieren aus ihrem Bestand an. “Dies kam unerwartet und deutet darauf hin, dass Leitzinserhöhungen möglicherweise früher bevorstehen als erwartet”, sagte Anlagestratege David Chao vom Vermögensverwalter Invesco. Aus diesem Grund trennten sich Anleger auch von japanischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zweijährigen Titel zeitweise auf 0,905 Prozent, den höchsten Stand seit 17 Jahren. Gefragt war dagegen die japanische Landeswährung. Dadurch verbilligte sich der Dollar auf bis zu 147,18 Yen.
STRÖER UND STABILUS AUF TALFAHRT – SMG DEBÜTIERT IN ZÜRICH
Zu den Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählte Ströer. Die Papiere des Außenwerbers fielen um bis zu 4,1 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 37,50 Euro. Das Unternehmen kappte wegen der Folgen geopolitischer Unsicherheiten seine Jahresziele. Dies komme nach der Gewinnwarnung der TV-Senderkette ProSiebenSat.1 nicht ganz unerwartet, sagte ein Börsianer.
Abwärts ging es auch für die Titel von Stabilus, die 5,4 Prozent verloren. Der Industrie- und Autozulieferer legt ein Sparprogramm auf. Wegen der Kosten dafür werde der Jahresgewinn voraussichtlich nur etwa halb so hoch ausfallen wie bislang erwartet.
In Zürich feierte die Swiss Marketplace Group (SMG) ihr Börsendebüt. Die Titel des Betreibers von Anzeigenportalen stiegen auf bis zu 50 Franken und lagen damit 8,7 Prozent über dem Ausgabepreis von 46 Franken. Die Emission war den Angaben zufolge mehrfach überzeichnet. Die Papiere des SMG-Großaktionärs TX Group rückten zwei Prozent vor.
Unter Verkaufsdruck gerieten die Aktien des deutschen SMB-Rivalen Scout24. Sie verloren mehr als vier Prozent, nachdem die Immoscout24-Mutter den Kauf zweier spanischer Immobilien-Plattformen für 153 Millionen Euro angekündigt hatte. Der Preis sei im Branchenvergleich günstig, betonte Analyst Giles Thorne von der Investmentbank Jefferies.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)