Frankfurt (Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) treibt ihr Projekt einer digitalen Version des Euro voran.
Im kommenden Jahr werde eine zweite Runde an Experimenten mit Händlern, Fintech-Unternehmen, Start-ups, Hochschulen, Banken und anderen Zahlungsdienstleistern das Potenzial des digitalen Euro ausloten, teilte die EZB am Freitag in Frankfurt mit. Im ersten Halbjahr sollen mehr Details dazu veröffentlicht werden. Die EZB hoffe, erneut großes Interesse bei Vertretern der Wirtschaft zu wecken, um das Potenzial für Neuerungen zu maximieren, erklärte Notenbank-Direktor Piero Cipollone. Die bisherigen Experimente mit fast 70 Marktteilnehmern hätten unter anderem gezeigt, dass bedingte Zahlungen, die automatisch erfolgen, wenn bestimmte vorab festgelegte Bedingungen erfüllt sind, zu Neuentwicklungen führen können.
Bei Online-Käufen beispielsweise könnten Gelder erst dann an den Verkäufer freigegeben werden, wenn der Käufer die Lieferung des Artikels bestätigt hat, führte die EZB aus. Dies bedeute mehr Verbraucherschutz. Auch im öffentlichen Personenverkehr gebe es Anwendungen für den digitalen Euro. Die Konzepte seien bereits erfolgreich getestet worden.
Der digitale Euro ist ein zentrales Projekt der EZB. Er soll das Euro-Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen, und soll überall im Euro-Raum als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Über eine EZB-App soll die Digitalwährung nutzbar sein. Mit dem digitalen Euro soll Europa unabhängiger werden von US-Anbietern wie Paypal, Apple Pay, Mastercard oder Visa. Die EZB reagiert mit dem Projekt auch auf den zunehmenden Rückgang der Bargeldnutzung. EZB-Direktor Cipollone hatte unlängst 2029 als ein realistisches Datum für die Einführung der Digitalwährung genannt.
(Bericht von Frank Siebelt; Redigiert von Kerstin Dörr; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)