Bangalore/Frankfurt (Reuters) – In einer der größten Übernahmen der Branchengeschichte schnappen sich Finanzinvestoren den Videospiele-Entwickler Electronic Arts (EA).
Das Unternehmen teilte am Montag mit, dem insgesamt 55 Milliarden Dollar schweren Angebot zugestimmt zu haben. Anschließend soll die für Spiele wie Battlefield, Sims oder Fifa bekannte US-Firma von der Börse genommen werden.
EA-Titel stiegen daraufhin an der Wall Street auf ein Rekordhoch von 203,75 Dollar. Das war ein Plus von rund 20 Prozent im Vergleich zur vergangenen Woche, als die Nachrichtenagentur Reuters erstmals über die Pläne des Konsortiums um die Beteiligungsgesellschaft Silver Lake und den Staatsfonds Saudi-Arabiens berichtet hatte. In ihrem Windschatten gewannen Titel von Konkurrenten wie Ubisoft, Take-Two oder CD Projekt bis zu 5,1 Prozent.
Die Übernahme von EA sei ein Zeichen dafür, dass in der Branche langfristiges Potenzial stecke, sagte Analyst Edward James von der Investmentbank Cantor Fitzgerald. Allerdings sei für europäische Konkurrenten wie Embracer (“Tomb Raider”) oder Ubisoft (Assassin’s Creed) kurzfristig keine Übernahmeofferte zu erwarten. Hierzu müsse sich deren Geschäft erst wieder beleben.
EA ZUM SCHNÄPPCHENPREIS? – GEMISCHTER AUSBLICK
Die EA-Aktionäre erhalten den Angaben zufolge 210 Dollar je Aktie. Diese Offerte erscheine auf den ersten Blick attraktiv, schrieben die Analysten des Research-Hauses Benchmark. Das Unternehmen sei jedoch deutlich mehr wert. Die mit großen Hoffnungen verbundene Premiere des Videospiels “Battlefield 6” stehe kurz bevor. Außerdem arbeite EA an weiteren Titeln, die bis 2028 zusammengerechnet mehr als zwei Milliarden Dollar einspielen könnten. “Die wahre Ertragskraft von EA beginnt sich gerade erst zu entfalten.”
Die kurzfristigen Aussichten sehen weniger rosig aus. EA hatte wegen der Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher unlängst einen enttäuschenden Ausblick geliefert. Außerdem hatte “Battlefield 5” die seinerzeit hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Ein weiterer Belastungsfaktor für die Branche sind steigende Entwicklungskosten und Verzögerungen bei der Premiere wichtiger Titel. Bei Ubisoft drängen daher einige Aktionäre auf einen Verkauf der Firma.
(Bericht von Hakan Ersen und Zaheer Kachwala. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)