US-Shutdown verunsichert Anleger – Pharma-Aktien im Aufwind

Frankfurt (Reuters) – Nach dem Scheitern der US-Budgetgespräche sind die Anleger mit angezogener Handbremse unterwegs.

Steigende Pharmaaktien hielten die wichtigsten europäischen Indizes am Mittwoch jedoch über Wasser. Der Dax und der EuroStoxx50 notierten gegen Mittag jeweils etwas höher bei 23.963 und 5545 Punkten. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen hingegen leicht im Minus.

Letzte Versuche der Republikaner von Präsident Donald Trump und der Demokraten, sich auf eine Übergangsfinanzierung zu einigen, blieben erfolglos. Die Finanzierung zahlreicher Regierungsbehörden ist seit Mitternacht ausgesetzt. Die Haushaltssperre dürfte die Vorlage wichtiger Konjunkturdaten verhindern, die auch für die US-Notenbank Fed von Bedeutung sind. Dazu gehört der mit Spannung erwartete US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. “Nimmt man den Investoren diese Daten, wenn auch nur für wenige Tage, bringt man Traditionen aus dem Rhythmus, und Unsicherheit macht sich breit”, warnte Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Andere Experten zeigten sich zurückhaltend. “Um es sarkastisch zu formulieren: Shutdowns gehören zur US-Folklore”, sagte etwa Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Dabei verwies er auf die Tatsache, dass die Arbeit der US-Behörden bereits zum 15. Mal seit 1981 teilweise angehalten wird. Die meisten Analysten sind sich zudem einig, dass die konjunkturellen Folgen eines kurzen Stillstands mit der Zeit ausgeglichen werden könnten.

WIE LANGE DAUERT DER SHUTDOWN?

Sollte der Stillstand länger anhalten, wird dies die Entwicklung der US-Wirtschaft laut Experten negativ beeinflussen. Aufgrund der verhärteten Fronten zwischen Republikanern und Demokraten sei dies nicht auszuschließen. “Nicht bezahlte Staatsbedienstete werden dann ihren Konsum einschränken. Geschlossene Einrichtungen werden negative Auswirkungen auf den Tourismus haben”, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Einige der vergangenen Shutdowns endeten schon nach einem Tag, der bislang längste zog sich über 34 Tage.

Die Verunsicherung der Anleger verhalf dem Goldpreis den dritten Tag in Folge zu einem Rekord. Das in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesehene Metall verteuerte sich um bis zu ein Prozent auf den Höchststand von 3895,09 Dollar je Feinunze.

TRUMPS DEAL MIT PFIZER BEFLÜGELT PHARMAWERTE

Für Erleichterung sorgten die jüngsten Nachrichten aus dem Pharmasektor. Der US-Pharmakonzern Pfizer hatte sich mit der Regierung von Präsident Donald Trump darauf geeinigt, gegen Zollerleichterungen die Preise für das staatliche Gesundheitsprogramm Medicaid zu senken. Pfizer ist das erste Pharmaunternehmen, mit dem eine solche Vereinbarung geschlossen wurde. Andere dürften folgen, sagte Trump. “Wir werten die Einigung als wegweisend für die Branche”, schreiben die Experten von JP Morgan.

Der europäische Index für die Gesundheitsbranche legte um drei Prozent zu. Zu den größten Gewinnern bei den deutschen Unternehmen gehörten Sartorius und Merck mit Kursgewinnen von gut neun und knapp sechs Prozent. Europaweit griffen Anleger vor allem bei der französischen Sartorius-Tochter Sartorius Stedim Biotech sowie beim dänischen Medizintechnikunternehmen Ambu zu, was die Titel um 9,3 und 6,5 Prozent nach oben trieb. Die Aktien von Pfizer und anderen US-Unternehmen wie Merck & Co und Eli Lilly hatten an der Wall Street am Dienstag um bis zu knapp sieben Prozent zugelegt.

Die Inflation in der Euro-Zone ist indes wie erwartet über die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate kletterte im September auf 2,2 Prozent, nachdem sie in den drei Vormonaten bei 2,0 Prozent gelegen hatte.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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